Vorbericht: Australien 2013 – Greift weiter der Spieler-Effekt?
Der Albert Park – Eine Strecke zum Genießen
Eine große Parallele zur realen Formel 1 gibt es dabei auch hier.
Der 3. Lauf der Saison 2013 findet nun am gleichen AUStragungsort statt, wie der Saisonauftakt der Realität. Melbourne ist also das Reiseziel und stellt damit im 3. Rennen der Saison die Reise auf den bereits dritten Kontinent dar.
Nach dem gelungenen Europaauftakt in Ungarn geht es nun wieder in Richtung Asien, über den Indischen Ozean auf den Australischen Kontinent. Dabei folgt vor allem Tradition, der Tradition. War Ungarn für Nostalgiker bereits ein attraktives Ziel, so wird es der Albert Park im schönen Melbourne umso mehr sein. In der Formel 1 ist der Kurs bereits seit 1996 ununterbrochen im F1 Kalender vertretetn und ersetzte damals den australischen Vorgänger, den GP aus Adelaide.
Mit seinen vielen schnellen Kurven und kniffligen Stellen ist der Albert Park Circuit immer für interessante Rennen gut. Vor allem den Fahrern verlangt er einiges ab, so gilt hier am Freitag über 44 Runden + Qualifying absolute Konzentration der Piloten, da gerade wegen den schnellen Passagen mal der ein oder andere Fehler mit fatalen Folgen passieren kann. Wäre die Beanspruchung des fahrerischen Könnens nicht schon genug, so werden auch die F1 Boliden auf der Strecke stöhnen und ächzen. Reifen- und Bremsverschleiß werden in Melbourne jedes Jahr zu wesentlichen Faktoren, die den Autos stark zusetzen und bereits das ein oder andere Rennen entscheiden haben.
Doch ist der Albert Park Circuit kein auschließlicher Kraftakt. Neben der Strecke lädt die Umgebung durchaus zur Entspannung ein, da der Kurs keine permanente Rennstrecke, ähnlich wie Monaco ist.
Den Kurs umgibt, wie der Name bereits sagt, eine große Parklandschaft mit der Krönung des Albert Park Lakes, einem künstlichen See, welcher genau im Zentrum der ganzen Anlage liegt. Umschlossen wird der Albert Park dabei vom Stadtzentrum Melbournes und bietet mit der Nähe zur Küste insgesamt eine wirklich tolle und abwechslungsreiche Kulisse.
Ungewissheit an der Spitze
Doch auf dem Albert Park Circuit soll natürlich auch gefahren werden und man darf abermals mit einem spannenden Rennen rechnen. Alleine die Spekulationen und Neuigkeiten im Vorfeld des Grand Prix füllen ganze Bücher.
Die Frage nach einem Favoriten in Melbourne erübrigt sich nach dem Saisonstart beinahe von selbst.
Williams Pilot Thomas Spieler, der beide Rennen bisher für sich entscheiden konnte, wirkte auch im bisherigen Training wieder einmal mehr als souverän und setzte seine beste Zeit bisher mit einer 1:22.329 ganze +0,267 Sekunden vor der des zweitbesten Christian Wickom.
Eine Frage stellt sich also: Wer kann den „Spieler-Effekt“ stoppen?
Die Antwort: Eigentlich nur er selbst und dass wortwörtlich. Denn am Montag bekam Spielers Linker Arm eine Schiene verpasst und klebte ein großes Fragezeichen hinter seine Einsatzbereitschaft am Freitag Abend. Ein Ausfall wäre natürlich ein bitterer Rückschlag für den WM Führenden und gerade sein wohl ärgster Konkurrent, Ralf Bohnert, könnte davon am Ende profitieren.
Denn wenn es um die Fahrer WM geht, so muss man den amtierenden Weltmeister einfach auf dem Zettel haben. Bestätigung hierfür findet man alleine, wenn man auf die beiden ersten Läufe zurückblickt. Bohnerts Bilanz: 2 Poles und 2 Podiumsplätze.
Selbst Thomas Spieler sieht den Ferrari Fahrer als stärksten Konkurrenten. Das kann Bohnert aber nur werden, wenn er die leichtsinnigen Fehler zu Beginn des Rennens abstellt, welche ihm in Suzuka und Budapest wahrscheinlich die Chance zum Siegen genommen hatten. Ein konstanter und nach Rythmus fahrender Bohnert konnte im weiteren Rennverlauf bisher aber mehr als überzeugen und so dürfte man ihn, egal ob Spieler an den Start geht oder nicht, wieder einmal als Siegkandidaten handeln. Zumal Ralf Bohnert diesen Kurs, selbst als eine seiner Lieblingsstrecken bezeichnet.
Dies zeigt auch seine bisher ordentliche Bilanz in Melbourne: 2 Mal bereits gewann Bohnert in Australien, das letzte Mal ist jedoch schon über 5 Jahre her und zumal gewann 2012, also im letzten Jahr, ein gewisser Thomas Spieler den Großen Preis von Australien…
Der Dritte im Bunde
Aber einfach aus dem Fight um die Fahrerkrone nach 2 Läufen einen Zweikampf zumachen, dass wäre dann doch etwas zu einfach.
Neben Bohnert und Spieler mischt nämlich noch ein Dritter das Vorderfeld ordentlich auf. Mercedes Pilot Christian Wickom, in den letzten Jahren noch blasses Mittelfeld, hat sich zum Saisonstart zu einem so genannten Geheimfavoriten gemausert und zeigt sich auch in Australien bisher von seiner besten Seite.
Auch wenn die japanische Anfangseuphorie bei ihm zum Europa Auftakt einen herben Dämpfer erhalten haben dürfte.
Einem enttäuschenden Qualifying und Startplatz 10, folgte ein durchwachsenes Rennen, in welchem er aber auch immer wieder seine Stärken, ähnlich denen des Japan GP aufblitzen ließ. Als gäbe es nichts leichteres holte Christian Wickom Thomas Spieler an der Spitze ein und setzte den „Spieler-Effekt“ beinahe außer Kraft. Eigene Fehler und Pech führten dann jedoch zu einigen Zwischenfällen und einem am Ende wohl nicht zufriedenstellenden 6. Rang.
Aber nichts desto trotz, Christian Wickom hatte wieder ein Ausrufezeichen gesetzt und ist wohl definitiv nicht von der Spitze wegzusprechen. Ähnlich wie bei Bohnert, fehlt aber auch Wickom die absolute Konstanz. Zugegeben, in Japan sorgte ein körperliches Handicap dafür, dass es am Ende statt dem Sieg doch nur Platz 2 wurde, dennoch, der Ungarn Grand Prix wirkte mit seinen Fehlern und Unkonzentriertheiten teils wie eine Reise in vergangene Mittelfeldzeiten.
Wickom wird dies selbst registriert haben und an der Abstellung der Fehler arbeiten. Sein 2. Platz in den bisherigen Trainingszeiten im Albert Park lassen zumindest hoffen, dass die Zuschauer einen spannenden Dreikampf an der Spitze zu sehen bekommen. Wickom könnte dann derjenige sein, der für die große Sensation sorgen kann. Zudem auch Spieler und Bohnert sich bisher in jedem Rennen einen dickeren Schnitzer erlaubten.
Der Poker um die Punkte
Wie es allerdings im Feld hinter den 3 Favoriten aussieht, könnte wohl nicht einmal der beste Wahrsager erahnen. Die größten Chancen auf die Top 5 dürften jedoch Kai Engelsiepen im Red Bull und der 2. Williams Pilot Andreas Schulz haben, die schon länger zu den besten Fahrern der Liga gehören und auch mit ihren Trainingszeiten durchaus zu überzeugen wussten. Dahinter findet sich aber das halbe Fahrerfeld fast komplett auf Augenhöhe. Mclaren hat mit Andreas Frommherz, der starker Dritter in Ungarn wurde und Christian Boll, zwei durchaus heiße Eisen im Feuer.
Gerade Christian Boll, der mit seinem Saisonstart nicht zufrieden sein dürfte wird in Melbourne auf Wiedergutmachung aus sein. Doch fährt Mclaren gegen harte Konkurrenz, Lotus Pilot Heiko Waxmann etabliert sich langsam als einer der sicheren Top-8 Leute und wird wohl auch am Freitag wieder alles geben wollen.
Der deutsche Rennstall Mercedes hat ebenso wie Mclaren und Williams einen sehr starken 2. Fahrer im Aufgebot, denn ein Wickom kommt selten allein und so kann vielleicht auch Gert Wickom wieder im Vorderfeld mitfahren. Dort werden sich allem Anschein nach, auch die beiden Sauber Piloten wiederfinden können, die zwar in Suzuka noch einen sehr dürftigen Start hinlegten, in Ungarn aber durchaus ihr Potenzial beweisen konnten. Glaubt man den Kampfansagen des Schweizer Teams so sind auch in Australien wieder einige Punkte drin.
Vielleicht nicht zu den Punktefavoriten, aber durchaus zu den Leuten die das Potenzial auf Punkte hätten, gehören auch die Liganeulinge Felix Seidel und Max Schoner. Konnte Seidel in bisher erst einem Rennen direkt punkten, so verlief Schonerts Start doch eher durchwachsen, auch wenn er sein Talent bereits das ein oder andere Mal aufblitzen lassen konnte.
Man sieht, die Formel1-Liga.de ist spannender denn je und auch hinter den bereits genannten gibt es noch ein einige Fahrer die durch Fehler profitieren und Punkte einfahren könnten.
Wer also ein gutes Ergebnis in Melbourne verzeichnen will, muss vor allem eine gute Konstanz und den richtigen Speed im richtigen Augenblick an den Tag legen.
Die Karten sind neu gemischt, das Fahrerlager auf dem australischen Kontinent aufgeschlagen, die Motoren laufen an und die Kommentatoren beziehen in ihrer Kabine Stellung. Dem Großen Preis von Australien steht somit absolut nichts mehr im Wege.