Thomas Spieler: „Ganz ehrlich, ich dachte mir: „Was für eine Arsch Aktion!““

Thomas, herzlichen Glückwunsch nochmal zu deinem Sieg in Ungarn. Ich denke es war für alle ein tolles und spannendes Rennen. Nun wurde angekündigt, dass deine Boxenausfahrt aus der 18. Runde unter Beobachtung steht. Du sollst die Boxenlinie überfahren haben. Was war deine erste Reaktion als du von der Untersuchung gehört hast und wie ärgerlich wäre eine Strafversetzung auf P3 für dich?
Thomas Spieler:
Hallo, danke erstmal für deine Glückwünsche! Eigentlich eine lustige Geschichte mit der Boxenlinie. Ich habe die Linie bei einem der vergangenen Rennen mal überfahren und wurde beschraft. So finde ich es auch richtig. Wer Fehler macht muss dazu stehen und die Strafe annehmen. In diesem Fall aber wusste ich, dass diese Beschuldigung haltlos ist. Kann natürlich auch am Replay liegen, denn jeder Fahrer hat sein eigenes, und die Gegnerfahrzeuge werden da oft an falschen Positionen gezeigt. Denke so wird es dazu gekommen sein.
Ich habe mir dann dennoch kurz mein Replay angesehen und wusste dass alles in Ordnung ist. Ich mache mir hier mal keine Sorgen.

Dein Duell mit Ralf Bohnert in Budapest war mehr als spektakulär. Was schoss dir durch den Kopf als er dich in der vorletzten Kurve von der Strecke drehte und als du gemerkt hast, dass er dich doch wieder vorbeilässt?Wie beurteilst du die Szene im Nachhinein?

Thomas Spieler:
Ganz ehrlich, ich dachte mir: „Was für eine Arsch Aktion!“. Doch ich wusste dass Ralf ein fairer Fahrer ist und vermutlich auf mich wartet. Wie man gesehen hat, war mein Gedanke richtig. Es gehört aber sehr viel Respekt und „Balls of steel“ dazu, um dies auch durchzuziehen! Ralf hat meinen größten Respekt!

Trotz allem hattest du einen sehr guten Saisonstart und konntest beide Rennen für dich entscheiden. In der Qualifikation musstest du dich aber beide Male hinter Ralf anstellen. Wie stark ist nun dein Hunger auf die Pole in Australien?

Thomas Spieler:
Ralf bekommt seine Qualyrunde immer auf den Punkt genau hin, daran arbeite ich noch. Konnte leider auch im 2. Saisonrennen meine Trainingszeit nicht abrufen, auch nicht im Rennen.
Aber eines steht fest, in Australien will ich mir meine erste Pole in dieser Saison holen!

Momentan fährst du ja fast allen davon. Du bist nicht nur schnell sondern auch sehr konstant. Mal abgesehen von einem gröberen Fehler pro Rennen. Wen siehst du bisher nach 2 Rennen als deinen stärksten Konkurrenten?

Thomas Spieler:
Ganz klar Ralf. Er war in Suzuka schon stark und beweißte auch in Ungarn Nerven. Ralf wird diese Saison mein stärkster Gegner auf der Piste sein.

Bei deinem Abflug in Ungarn hättest du beinahe den Sieg weggeworfen, obwohl du mit großem Vorsprung an der Spitze warst. In Suzuka hast du dich im Duell mit Christian Wickom weggedreht, weil du zu weit auf den Curb gekommen bist. Wie hoch ist nun die Priorität solche Fehler abzustellen?

Thomas Spieler:
Fehler sind bekanntlich nie gut, doch bei diesen Rennen kann das ganz schnell einen Ausfall bedeuten, daher arbeite ich daran diese Fehler zu minimieren.
Was noch dazu kommt, man setzt sich nach so einem Crash natürlich selbst unter Druck, zuerst einen Vorsprung rausfahren und dann selbst wieder wegnehmen, das entspannt nicht wirklich. Abgesehen von derZeit die man beim Crash verliert kommt ja auch noch die Standzeit in der Box dazu, in meinem Fall immerhin 13 Sekunden. Sonst wäre es vermutlich etwas einfacher geworden, doch es wurde ein harter und spannender Kampf für mich, Ralf und auch für die Zuschauer.

Du hast bisher ein sehr hohes Trainingspensum an den Tag gelegt, denkst du dieser Fleiß ist bis zum Saisonende haltbar?

Thomas Spieler:
Im Moment komme ich zeitlich noch gut zurecht, hoffe ich kann dieses Pensum lange halten. Bei dieser Stärke der Gegner ist es auch nur dringend zu empfehlen.

Wir sehen derzeit einige Fahrer die mit der Mod und dem Abstimmen des Setups noch nicht so zurechtkommen. Bei dir wirkt alles so einfach und als ob es wie von selbst läuft. Täuscht der Eindruck oder ist da was dran?

Thomas Spieler:
Ich glaube es täuscht ein wenig. Hatte in Suzuka massive Probleme mit der Reifentemperatur. In Ungarn kam ich wieder besser zurecht. Mal sehen wie es sich in Australien verhält. Einige tun sich aber offensichtlich schwerer mit der Umstellung als ich, man muss seinen Fahrstil doch Umstellen um mit diesem Mod klar zu kommen. Umso mehr ehrt es mich, wenn man von aussen den Eindruck hat, dass ich gut zurecht komme.

Du hast ja nun Gelegenheit gehabt, dich etwas mit dem neuen Team und deinem Teamkollegen anzufreunden. Wie und wo siehst du Andreas zum Saisonende trotz seines verkorksten Saisonstarts? Wie würdest du ihn charakterisieren?

Thomas Spieler:
Andreas konnte in Suzuka zeigen, dass er absolut ein Kandidat für die Top 5 ist. Er fährt schnelle Runden und dass er konstant fahren kann ist ja auch kein Geheimnis. Er wird im Laufe der Saison zu seiner alten Stärke finden und dann vorne mitfahren, das ist für mich ganz klar. Auch der Zusammenhalt im Team ist stark, wir werden uns gegenseitig an die Spitze pushen!

Dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche dir viel Erfolg bei der Vorbereitung auf das Australien Rennen.

Thomas Spieler:
Ich sage danke, es war mir ein Vergnügen! Wir sehen uns in Australien wieder. Hoffe die Zuschauer hatten Spaß in Ungarn und freut euch auf Australien!