Sommerpause 2011: Analyse der Top10 – Teil1

Adrian Gredore führt die Weltmeisterschaft nach den ersten acht Rennen mit 135 Punkten an. Der zweitplatzierte Ralf Bohnert liegt mit 110 Punkten nur einen Rennsieg hinter ihm. Mit 100 Punkten ist auch McLarens Ausnahmefahrer Kevin Pflüger noch sehr gut dabei. Thomas Spieler fehlen schon ganze 44 Punkte auf die Führung, weshalb er es ohne Fehler der Konkurrenz wohl schwer haben wird. Alleine nach den Punkten betrachtet hat Gredore somit die besten Chancen. Er zeigte eine äußerst konstante Leistung. Sieben Podestplätze aus acht Rennen sind ein deutliches Zeichen. Nur in Bahrain gelang ihm das Treppchen nicht. Er war zwar auf einem guten Weg, doch Preetam Streeter hatte leider technische Probleme. Er blieb vor Gredore plötzlich stehen und der Virgin Pilot konnte nicht mehr ausweichen. Ob es wichtige Punkte waren, die am Ende fehlen, werden wir nach der Saison sehen. Zwei Polepositions, eine schnellste Runde, 90 Führungsrunden, sieben Podestplätze und 16,9 Punkten aus acht Rennen ist eine gute, aber keine dominante Statistik. Trotzdem ist Gredore „überrascht und überglücklich über die erste Saisonhälfte“. Natürlich war er besonders über das erste Rennen in Australien begeistert, wo er seinen ersten Sieg feiern konnte: „Als ich es geschafft habe, in den letzten Runden Andreas Schulz mit schlechteren Reifen hinter mir zu halten und nur ein Zehntel vor ihm ins Ziel zu kommen, hat mich stolz gemacht“. Einer seiner Vorteile diese Saison war natürlich, dass er als einziger der Spitzengruppe an allen Rennen teilgenommen hat. Doch es ist fraglich, ob das seine Leistung schmälert. Nach dem Punktedurchschnitt der teilgenommenen Rennen würde ihn nur Kevin Pflüger schlagen. Das sind auch die beiden Fahrer, die nach Meinung der Top10 um die Weltmeisterschaft kämpfen werden. Fünf Fahrer haben sich wegen der hohen Konstanz und Zuverlässigkeit für Adrian Gredore als nächsten Weltmeister entschieden, die restlichen Fünf glauben an den Speed von Kevin. Der McLaren Fahrer zeigte in den Rennen, an denen er teilgenommen hat, eine exzellente Leistung. Zum Leidwesen von ihm hat er 3 Rennen absagen müssen. Der WM-Spannung hat es aber sicher gut getan. Kevin hat eine unglaubliche Ausbeute von 20 Punkten pro Rennen. Wäre er alle Rennen mit gefahren und hätte seinen Punkteschnitt halten können, wäre er wohl mit Abstand Führender. Es ist wie jedes Jahr. Weltmeister kann man nur werden, wenn der viermalige Weltmeister patzt. Jetzt liegt es an der Konkurrenz, es in der zweiten Saisonhälfte zu nutzen. Doch Pflüger ist heiß auf die Weltmeisterschaft: „Ich denke das ich trotz den 35 Punkten Rückstand noch eine realistische Chance auf den Titel habe, ich werde alles daran setzten“. Dass sieht auch Ralf Bohnert so, der ihn als den „schnellsten Fahrer im Feld“ ausmacht, der „auch mit wenig Training so gut ist, das man es schwer hat dranzubleiben“. Auch die Statistiken belegen es: Von seinen fünf gefahrenen Rennen hat er drei gewonnen, viermal die Pole geholt und ist immer die schnellste Runde des Rennens gefahren. Eine sehr dominante Leistung des Supertalents. Doch das muss er in den nächsten 8 Rennen konstant zeigen, wenn er den Titel verteidigen möchte. Auch Gredore weiß „dafür muss er eine Fehlerfreie Saison hinlegen“ und kämpferisch fährt er fort „denn ich werde immer da sein, um ihn für seine Fehler zu bestrafen“. Beide scheinen heiß auf den Titel zu sein und es bahnt sich ein Kopf an Kopf Duell an.Doch vielleicht sehen wir eine Überraschung und ein Ferrari Fahrer hält den Pokal am Ende der Saison. Ralf Bohnert zeigte eine gute Saison. Einen Sieg konnte er – wie schon fast in jedem Jahr – in Kanada landen, als Kevin Pflüger uneinholbar Führend eine Runde vor Ende sich verzettelte und das Rennen für beendet sah. Fünfmal sicherte er sich einen Podestplatz. Ein Rennen musste er aussetzten. Nehmen wir seinen Punkteschnitt (15,7) als Referenz, so hätte er bei einem Rennen mehr nur noch 10 Punkte Rückstand auf Gredore. Erst am Ende der Saison werden wir sehen, wie entscheidend dieses eine Rennen ist. Doch trotz guter Leistung und einem zweiten Platz in der Weltmeisterschaft, glauben nur wenige an seine Chancen. Das liegt wahrscheinlich an seinem schwankenden Speed. Mal ist er sau schnell, mal hat er einen Abstand zur Spitze. Erklärbar ist dieses mit seinen schwankenden Trainingszeiten. Andererseits ist die Strategie dieses Jahr in den Vordergrund gerückt, denn „man muss nun nicht nur schnell sein, sondern auch taktisch klug agieren und man wird sehen, wer die besten Kombination daraus zeigt“. Genau das will Ralf Bohnert in der nächsten Saisonhälfte zeigen „Hauptziel ist und bleibt der Titel. Das ist nach 2007, wo ich die WM im letzten Rennen gegen Kevin verloren habe, die nächste gute Chance“. Thomas Spieler kann man wohl jetzt schon als Rookie des Jahres bezeichnen. Als er diese Saison zu uns stieß, hat man schon mit einem guten Speed gerechnet. Jedoch hat keiner damit gerechnet, dass er einen solchen Wirbel veranstaltet. Denn wenn er in Topform war, gab es wenige, die ihn vom reinen Speed her das Wasser reichen konnten. In China und Barcelona konnte er es auch umsetzten und einen Sieg einfahren. Insgesamt gesehen hat er zu viele Fehler gemacht, wie der Dreher in Valencia am Start oder der Motorausfall in Kanada. Er hat wichtige Punkte verloren und muss einem großen Rückstand hinterherlaufen. Auch Spieler selber ist „nicht ganz zufrieden“ mit sich. Er gab zu, am Anfang der Saison „nicht mit so starker Konkurrenz“ gerechnet zu haben. Insgesamt hat er jedoch einen sehr schnellen Eindruck gemacht. Das hat auch die Konkurrenz gemerkt: „Thomas Spieler darf man nie aus dem Visier lassen. Er hat einen irren Speed, wenn er in der zweiten Saisonhälfte noch seine Konstanz findet, wird es da vorne ganz eng“ meint zum Beispiel Kevin Pflüger. Wir sind gespannt auf seine weitere Entwicklung in der Liga.Mario Müller galt wie üblich zu den WM-Favoriten. Ein Rennen in Valencia beim Bremsenchaos konnte er sogar gewinnen. Doch sechs Rennteilnahmen und drei Podestplätze sind diese Saison zu wenig. Auch seine Punkteausbeute pro Rennen (11,7) fällt gegenüber den Top4 ab. Er selber sieht es nicht anders: „Die erste Hälfte der Saison verlief für mich nicht so wie erhofft. Ich habe zu viele Punkte liegen lassen und konnte auch leider nicht alle Rennen mitfahren“. Was seine Performance auf harten Reifen angeht, ist er über allen Zweifeln erhaben. In Valencia war es besonders beeindruckend, als er auf harten Reifen mit Ralf Bohnert und Brian Klaes, die beide weiche Gummis drauf hatten, mithalten konnte. Er konnte sogar bis zum Boxenstopp von Gredore, der bis dahin erstplatzierter war, den Abstand auf eine Sekunde verkürzen. Ob ihm die harten Reifen einfach nur liegen oder er ein gutes Setup für die härtere Mischung gefunden hat, bleibt ein Rätsel. Wenn jedoch seine Lieblingsreifen auf einer Strecke gut passen, dann ist er immer einer der Topfavoriten auf den Sieg. Außerdem darf man nicht vergessen, dass er auch letztes Jahr in der zweiten Saisonhälfte überraschend eine Siegesserie startete. „Das Ziel am Anfang ist eigentlich immer der Titel“ sagte Mario Müller in einem Interview, „jetzt fehlen mir einige Punkte aber es sind auch noch viele zu holen. Daher ist mein Ziel zunächst der Vizetitel“. Das war der erste Teil des Berichts zur Saisonhälfte, der sich auf den WM-Kampf konzentrierte. Wir erwarten ein heißes Duell zwischen den Favoriten. Uns stehen acht spannende Rennen bevor. Ralf Bohnert will endlich nach einigen Versuchen seinen ersten Titel erringen, Kevin Pflügers „Ziel ist und bleibt eben Platz 1“ und Gredore fragt sich „wie ich unter diesem Druck zurecht kommen werde. Doch ich fühle mich bereit für diese Herausforderung“.

  Gredore Bohnert Pflüger Spieler Müller
Rennteilnahmen 8 7 5 6 6
Punkte 135 110 100 91 70
Punkte pro Rennen 16,9 15,7 20 15,2 11,7
Poles 2 0 4 1 1
Siege 1 1 3 2 1
Podeste 7 5 4 4 3
Schnellste Rennrunden 1 0 5 1 0
Führungsrunden 90 2 151 81 18