Rolando Tejeda „Für 2020 ist das Ziel, wieder in die Top10 der Jahreswertung zu fahren, und wieder ein paar Podiums Platzierungen einzufahren.“

Hallo Rolando, erst einmal vielen Dank das du dir Zeit für uns nimmst!

Du bist am 20. Februar 2019, kurz vor Beginn der gerade beendeten Saison, der Formel1-Liga.de beigetreten. Erzähle uns doch bitte wie du auf die Liga aufmerksam geworden bist und warum deine Wahl auf die Formel1-Liga.de gefallen ist?

Rolando Tejeda: Vielen Dank für die Interview Anfrage, welche ich sehr gerne wahrnehme. Auf die Liga wurde ich aufmerksam, als ich Anfang 2019 nach einer Liga suchte, welche ganzjährig fährt und auf Basis der Formel 1 organisiert und reglementiert ist. Die professionelle Organisation des Liga Betriebs, ließ darauf schließen, dass auch die Fahrer eine ähnlich seriöse Herangehensweise pflegen, was dann schlussendlich den Ausschlag dafür gegeben hat, dass ich mich für diese Liga entschieden habe.

Was Simracing betrifft bist du kein Rookie, sondern betreibst dies mit kleineren oder auch größeren Pausen bereits seit 2002. Dein erstes Race Game war Grand Prix 2 von Micropros, an das wir uns auch immer noch gerne zurückerinnern und seit 2012 bist du Teil von Corse Motorsports. Sei doch bitte einmal so nett und erkläre all unseren Lesern die nicht ganz so bewandert mit den verschiedenen Facetten des Simracing sind, den Unterschied zwischen Corse Motorsport und der Formel1-Liga.de, beziehungsweise den Unterschied zwischen Liga Rennen und Public Races.

Rolando Tejeda: Tatsächlich würde ich mich ebenfalls nicht als Rookie bezeichnen, da ich doch schon sehr lange diesem Hobby nachgehe. Mit LFS (Live For Speed) begann für mich 2008, nach einem kurzen Abstecher zu Race07, die Online-Racing Ära. In dieser Zeit habe ich viel gelernt und mir einen Namen in der LFS-Community gemacht, so kam es, dass ich 2012 zum neu gegründeten Team „Corse Motorsports“ gestoßen bin. Ich glaube, man kann dabei die Liga und Corse Motorsports nicht direkt vergleichen, was ein bisschen in der Natur der beiden liegt. Corse ist ein Internationales Rennteam, d.h. man kommuniziert Englisch und versucht, sich gegenseitig zu unterstützen und zu pushen, schneller zu werden. Dabei bekundet man die Zugehörigkeit zum Team durch einen „Team-Tag“. Dieser Team-Tag, bei uns ist das „Corse\ Fahrername“, wird mit der Zeit innerhalb der Community bekannter, und je nachdem was für Fahrer das Team hat, erhält das Team eine Art „Standing“ bzw. einen Ruf, innerhalb der Community. Sprich, hat man im Team schnelle und faire Fahrer, so wird man als Fahrer mit einem solchen Team-Tag auch dementsprechend behandelt. Gleiches gilt, wenn man unfaire Fahrer hat, die womöglich andere Fahrer beleidigen, dann hat man mit dem schlechten ruf des Teams zu kämpfen.

Die Formel 1 Liga ist da ganz anders. Hier bekundet man seine Liga Zugehörigkeit nicht durch ein Liga-Tag, welches man auf public Servern seinem Namen hinzufügt. Auch hat das Verhalten der anderen Fahrer keine Auswirkungen auf das eigene Ansehen innerhalb der Community, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass die Liga in sich geschlossen ist. Was diese Liga von den meisten anderen Ligen abhebt, ist dabei die Hilfsbereitschaft, die einem aus allen Richtungen der Liga angeboten wird. Was zum einen den Einstieg sehr angenehm gestaltet, aber auch den Liga-Betrieb zu etwas macht, wo man gerne dabei bzw. ein Teil davon ist.

Public Races an sich sind toll für zwischendurch, wenn man einfach ein bisschen Renn-Action haben möchte. Für die direkte Verfügbarkeit zahlt man allerdings mit der Unberechenbarkeit des Skill-Levels der Fahrer, die mit einem auf dem Server sind. Oft werden 5 Runden Rennen mehrmals neu gestartet, weil manche Fahrer vergessen haben, wie man in der 1. Kurve die Bremse benutzt. Auch muss man auf Public Servern wesentlich aufmerksamer sein, wenn man Gegner überholt oder Überrundete überholen möchte. Dabei ist es nicht immer die Boshaftigkeit der Fahrer, die oftmals aus Frust darüber, doch nicht zu den Top10 der schnellsten Fahrer zugehören, andere abschießen. Nein, es ist auch oft dem sehr unterschiedlichen Skill-Level der anwesenden Fahrer zuzuschreiben. Nicht oft ist der Zeitunterschied zwischen den Top5 und den letzten 5 Fahrzeugen mehrere Sekunden pro Runde und oft trifft man auch Fahrer, die gerade ihre ersten Runden online drehen, oder eben noch nicht so erfahren sind. Das Schöne an Public Rennen ist aber eben auch, dass man in kurzer Zeit viel Praxis sammeln kann, da man mit sehr vielen unterschiedlichen Szenarien konfrontiert wird.

Das Gegenstück hierzu ist der Ligabetrieb. Hier trainieren die Fahrer mehrere Stunden im Voraus, um am Rennabend die beste pace abrufen zu können, die sie im Stande sind zu leisten. Auch wird sehr viel bedachter agiert, wenn es um den Start, Überholversuche oder Überrundungen geht. Beide Seiten sind wesentlich sensibler, und achten mehr auf einander.

In Ermangelung freier Cockpits bist du in deiner Debütsaison für das SportPesa Racing Point Team gefahren, dessen Sponsorenlackierung Meinungen spalten konnte. Besonders mein Kollege in der Pressearbeit hat die Racing Point Boliden mit nettem Spott gerne „die rosa Schweinchen“ genannt. Mal Hand aufs Herz, macht man sich als Fahrer über die Lackierung Gedanken oder liegt der Focus doch eher gänzlich auf der Strecke und sich selbst?

Rolando Tejeda: Ja, die Farbe hatte bei so manchem für ein Schmunzeln gesorgt. Allerdings war für mich die Farbe nie ein Problem, denn für mich stand die eigene Performance im Vordergrund und dass die Presse die recht markante Farbgebung aufgegriffen hat, kann man ihr nicht verübeln. Tatsächlich war auch Racing Point für 2020 in der Teamwahl, haben sie mir doch eine solide Debüt-Saison ermöglicht, aber schlussendlich ist es dann doch der Traditions-Rennstall McLaren geworden.

Dein Start in der Liga verlief dann sehr erfolgreich. Beim Eröffnungsrennen der Formel1-Liga.de Saison 2019 bist du nach einem starken Qualifying vom Startplatz fünf aus ins Rennen gestartet und hast das Rennen auf Position fünf liegend beendet. Damit hattest du gleich zu Beginn der Saison elf wichtige Meisterschaftspunkte eingefahren. Kam dieses Ergebnis für dich überraschend, oder konntest du das im Vorfeld schon etwas einschätzen?

Rolando Tejeda: Mein Debüt-Rennen war vom Ergebnis her tatsächlich nicht so schlecht. Allerdings muss man rückblickend ergänzen, dass einige Fahrer der Liga einen eher verhaltenen Start in die Saison hatten, was mir einen guten Einstieg in die Saison eröffnete. Die Leistungsdichte nahm mit den folgenden Rennen immer mehr zu, da auch die anderen Fahrer mehr und mehr in den Tritt kamen bzw. auch das Fahrzeug immer besser verstanden. Direkt beim 1. Rennen in die Top 10 zu fahren, war vorher, auch wenn ich es mir erhofft hatte, nicht absehbar und denke ich an das Rennen zurück, muss ich unweigerlich an Jürgen Bechtel denken, mit dem ich die letzten Runden um den 5. Platz gekämpft habe, und der sich damals als sehr fairer Fahrer präsentiert hat.

Als einer von nur 3 Piloten bist du zu allen 18 Saisonrennen angetreten und hattest bis auf Aserbaidschan, wo du in der 6. oder 7. Runde ausgeschieden bist, keine Ausfälle. Wir können uns jetzt noch daran erinnern, dass Olaf Zopp in seiner letzten Runde den Haas mit einem Schaden an der Bremse abstellen musste, haben die Ursache für deinen Ausfall jedoch nicht mehr auf dem Schirm. Kannst du dich noch an die Ursache für deinen Ausfall erinnern?

Rolando Tejeda: Ich glaube, für eine gute Platzierung in der Liga ist es notwendig, so viele Rennen wie möglich zu fahren und diese auch mit einer Zieldurchfahrt zu beenden. Denn am Ende zählt jeder einzelne Punkt. In Aserbaidschan haben sich meine PC-Hardware bedingten Defizite das erste mal so richtig bemerkbar gemacht. Ich hatte immer wieder mit Physik-lags zu kämpfen, die aufgrund einer zu hohen CPU Auslastung auftreten können. Daher bin ich Baku mit so niedrigen Grafik-Einstellungen gefahren, dass ich quasi auf einer Strecke in der Wüste gefahren bin. Die Stadt war komplett weg, es wurde mir kein einziges Haus angezeigt, und dennoch blieben die Hardware-bedingten Probleme, wenn auch in abgeschwächter Intensität. Durch die anderen Fahrzeuge wurde es dann jedoch wieder schlimmer. Somit war mein Ausfall aufgrund der „unfahrbaren“ Bedingungen unausweichlich, vom Frust zu dem Zeitpunkt mal ganz zu schweigen. Diese Probleme sollten mich noch bis zur Sommerpause, mal mehr mal weniger stark, begleiten, da es erst dann ein Hardware-Upgrade gab.

Von den 18 Rennen der Formel1-Liga.de Saison 2019 konntest du 14 Rennen zum Teil recht hoch in die Top 10 fahren und deine Debütsaison mit einem starken 6. Platz in der Meisterschaftswertung abschließen. Wie zufrieden bist du mit dieser, aus unserer Sicht sehr starken, Leistung?

Rolando Tejeda: Vielen Dank. Mit meiner Top 10 Platzierung in der 2019 Saison bin ich sehr zufrieden. Für meine Debüt-Saison war dies das anvisierte Ziel und es erreicht zu haben, freut mich sehr.

Für die Formel1-Liga.de Saison 2020 hast du bei McLaren unterschrieben und wirst dort zusammen mit Max Schoner, der in der Saison 2019 für Alfa Romeo gefahren ist, ein Team bilden. Gab es schon erste gemeinsame Trainings oder hattet ihr schon die Möglichkeit gemeinsame Ziele für 2020 abzustecken?

Rolando Tejeda: Da wir bisher noch kein Rollout des neuen McLaren hatten, gab es auch leider noch kein gemeinsames Training. Aber ich freue mich auf die gemeinsame Saison mit Max. Ich glaube, dass wir uns mit unseren Erfahrungen gegenseitig voranbringen können und für 2020 eine gute Saison bei McLaren abliefern werden.

Wie sehen deine persönlichen Ziele für die Formel1-Liga.de Saison 2020 aus?

Rolando Tejeda: Für 2020 ist das Ziel, wieder in die Top10 der Jahreswertung zu fahren, und wieder ein paar Podiums Platzierungen einzufahren.

Worin siehst du aktuell deine Stärken und wo siehst du Verbesserungspotenzial, gibt es eine wirkliche Schwäche die es abzustellen gilt?

Rolando Tejeda: Meine Stärken liegen meines Erachtens im Fahrzeug-Handling und daraus resultierendem Grund-Speed. Meine Schwächen liegen ganz klar in der Konstanz über eine Renndistanz und Strategie-Planung. Wenn ich die Saison nochmal im Kopf durchgehe, muss ich gestehen, dass es wohl kein Rennen ohne Dreher gab. Zumindest kann ich mich momentan an keines erinnern. Ich glaube, wenn ich meine Konstanz und dazu meine Boxenstopp-Strategien verbessern kann, werden die Ergebnisse nochmal besser werden.

Du bist nun seit einer ganzen Saison Teil der Formel1-Liga.de, was schätzt du an der Liga und oder gibt es Dinge welche dir nicht so gut gefallen?

Rolando Tejeda: Wie schon erwähnt, mag ich es sehr, wie kollegial das Miteinander ist. Man wird mit offenen Armen aufgenommen und kann jederzeit auf jeden zugehen um Antworten zu bekommen oder einfach ein nettes Gespräch zu führen. Wirklich negatives fällt mir nicht ein.

Jetzt sind wir fast durch aber vielleicht gibt es noch etwas das du uns erzählen oder uns oder deinen Kollegen in der Liga mit auf dem Weg geben möchtest?

Rolando Tejeda: Ich möchte mich nochmal für die Interview Anfrage bedanken. Die Fragen zu beantworten hat mir sehr viel Freude bereitet. Zudem möchte ich mich bei unserem Orga-Team bedanken, dazu zähle ich neben dem Adminteam auch die Pressestelle sowie die Protestgruppe und auch die Mod-Abteilung. Ihr alle habt eine tolle Arbeit geleistet und die Formel 1 Liga 2019 zu dem gemacht, was es ist, ein großartiger Ort für Formel 1 Enthusiasten. Ich wünsche allen Fahrerkollegen ein gutes Jahr 2020, auf und neben der Strecke und freue mich darauf, euch alle in 1,5 Monaten wieder auf der Strecke zu sehen.

Rolando, noch einmal vielen Dank für das Interview, eine erholsame Winterpause, ein gutes und gesundes Jahr und viel Erfolg in der Saison 2020!