Rennbericht: Ungarn GP 2013 – Viel Action und ein fairer Verlierer

Das Qualifying als Vorbote des Sturmes

Mit Brian van de Klaes und Julian Kopp war zum ersten Mal das neue Kommentatoren Duo der Formel1-Liga.de im Livestream im Einsatz, welches hoffentlich auch bis zum Ende der Saison weiter Bestand hat.
Diese und die Zuschauer erlebten schon vor dem Rennen ein Qualifying dass es in sich hatte. Im Gegensatz zu Suzuka konnte mit den 16 anwesenden Fahrern vor der entscheidenden Q3 Session auch das Q2 durchgeführt werden, in welchem die 6 langsamsten Fahrer aus dem Qualifying ausscheiden.
Dazu gehörten in Ungarn unter anderem Martin Uhlemann, Oliver Reich und Ferrari Pilot Jürgen Bechtel.
In Q3 offenbarte sich dann, wie eng es in den Top 10 der Liga momentan zugeht. Ralf Bohnert sicherte sich abermals, wie in Japan überraschenderweise die Pole Position vor Thomas Spieler mit einem Zeitunterschied von +0,107 Sekunden. Dritter im Bunde wurde mit einer starken Runde Andreas Frommherz im Mclaren. Auch Stefano Papia im Sauber konnte mit einer 1:19.645 und damit Platz 9 durchaus überzeugen. Bei ihm merkte man, dass der große Trainingsaufwand den er im Vorfeld betrieben hatte durchaus seine Früchte trug.Größere Enttäuschungen im Qualifying waren auf jeden Fall die beiden Wickom Brüder des Mercedes Teams. Während Gert Wickom mit Platz 8 in der Qualifikation noch annähernd sein Potenzial abrufen konnte, kam Christian Wickom in dieser Session nur sehr schlecht mit dem Rennsetup zurecht und landete auf einem nicht zufrieden stellenden 10. Startplatz und dass, nachdem er im Vorfeld als einer der Kandidaten auf den Sieg gehandelt worden war.
Kurz vor dem Beginn des Rennens gab es noch eine bittere Nachricht für das Williams Team. Der in der Qualifikation auf den 4. Startplatz gefahrene Andreas Schulz hatte Probleme mit der Technik und konnte so nicht am Rennen teilnehmen. Dadurch rutschten die dahinter stehenden Fahrer natürlich um eine Startposition nach vorne. Neuer vierter war nun der Red Bull Fahrer Kai Engelsiepen.

Ein Start und viel Schrott

War bereits das Qualifying schon recht spektakulär verlaufen, so konnte das Rennen in Action und Dramatik noch deutlich einen obendrauf setzen. Alleine der Start sorgte schon für viel Gesprächsstoff.
Ralf Bohnert startete deutlich besser als in Suzuka und konnte damit vorerst seine Führung gegen Thomas Spieler behaupten. Dahinter ging es deutlich härter zur Sache. Kai Engelsiepen erkämpfte sich in der ersten Kurve gegen Andreas Frommherz den 3. Rang und konnte diesen auch gegen dessen Konterversuche verteidigen.
Bereits nach zwei Kurven auf dem 5. Platz stehend war Christian Wickom, der einen Bombenstart hinlegte und sofort zeigte, dass seine Qualifying Leistung nicht mit seinem Rennspeed gleichzusetzen war.
Im Mittelpunkt des Starts stand jedoch Christian Boll, welcher wie in Japan nicht richtig vom Fleck kam und so eine Kettenreaktion auslöste, in dessen Folge sich Jürgen Bechtel und Oliver Reich von ihren Frontflügeln verabschieden mussten. Beide stellten kurz danach auch den Wagen ab. Christian Boll hingegen setzte nach einer Reparatur in der Box sein Rennen auf dem 13. Rang fort.Nach dem Schrott: Noch mehr Schrott

In den ersten Runden machte Christian Wickom dann weiter auf sich aufmerksam, als er in Runde 2 Andreas Frommherz und kurze Zeit später nach einem harten Duell Kai Engelsiepen überholte und so auf Platz 3 nach vorne fuhr. Dabei verlor Kai Engelsiepen etwas die Linie und rutschte von der Strecke.
Durch diesen Zeitverlust reihte er sich erst hinter Gert Wickom auf Rang 6 wieder ein und diese Paarung sollte im Verlauf der nächsten Runden noch für ordentliche Furore sorgen.
Kurz danach rückte der Fokus wieder an die Spitze des Feldes als Ralf Bohnert in der vorletzten Kurve knapp vor Thomas Spieler in Führung liegend die Kontrolle über den Wagen verlor und sich wie bereits in Japan wegdrehte. Als er wieder auf die Strecke kam war er bis auf Platz 8 zurückgereicht worden und musste nun wie im ersten Saisonrennen das Feld von hinten aufrollen.
Damit war das Führungsduo ab Runde 4 mit Thomas Spieler und Christian Wickom das Gleiche, wie noch vor 2 Wochen beim Saisonauftakt in Japan. Doch blieb für den Zuschauer keine Zeit zum durchschnaufen, denn nur wenige Sekunden später krachte es im vorderen Feld gewaltig. In Turn 4 traf Gert Wickom die Linie nicht richtig und verlor über dem Curb die Kontrolle über das Auto, sodass er quer über die Fahrbahn flog. Der erste Leidtragende dieser Szene war auf jeden Fall Kai Engelsiepen, welcher direkt getroffen wurde und damit seinen Frontflügel verlor.Doch damit war die Szene noch lange nicht vorbei, als Gert Wickom etwas unvorsichtig zurück auf die Strecke wendete konnte Weltmeister Bohnert zwar noch ausweichen, Neuling Max Schoner fuhr Wickom aber direkt auf und musste deswegen das Auto abstellen. Verursacher Gert Wickom verlor zwar seinen Heckflügel, setzte sein Rennen jedoch fort und fiel auf den letzten Platz zurück.
Profitiert hatten dadurch natürlich die Fahrer hinter Engelsiepen und Gert Wickom. Einer davon war Heiko Waxmann, der vor einem an diesem Tag starken Stefano Papia auf dem 4. Platz Position bezog.

Ein starker Bohnert und ein unachtsamer Wickom

Nach diesen turbulenten 5 Runden, die alleine schon für mehr Gesprächsstoff gesorgt hatten als der komplette Japan Grand Prix beruhigte sich das Feld etwas, da die Positionen überall um einige Sekunden auseinander gezogen waren.
In der Folge konnte vor allem der amtierende Weltmeister hervorstechen. Bohnert überholte schnell und problemlos die vor ihm fahrenden Stefano Papia und Heiko Waxmann und sicherte sich vorerst Platz 4 vor dem heißblütigen Italiener Papia, der sich im Zweikampf gegen Waxmann durchsetzen konnte und seinen bis dahin starken Eindruck weiter bestätigte. Währenddessen zeichnete sich auch vorne das bekannte Duell aus Japan ab. Christian Wickom flog an Spieler heran und fuhr bis zu einem Fahrfehler in Runde 14 direkt im Heck des Williams Piloten.
Nur ein paar Runden später musste Wickom sich dann komplett vom Kampf um den Sieg verabschieden. Zuerst verlor er viel Zeit durch die Schadensreparaturen an seinem Auto und dann fuhr er auch noch zu schnell durch die Pit Lane und fing sich eine 10 Sekunden Stopp and Go Strafe ein, die ihn auf Rang 5 zurückfallen ließ.

Schrecksekunden und Duelle

In Runde 23 dann die Schrecksekunde für den Führenden Thomas Spieler. Nachdem der Williams Pilot in Turn 8 zu weit nach außen kam, verlor er die Kontrolle über den Wagen und schlug mit dem Auto am Reifenstapel an. Glück für ihn, dass er sein Rennen dennoch fortsetzen konnte, auch wenn sein Vorsprung auf Andreas Frommherz so auf 6 Sekunden geschrumpft war. Dieser hatte jedoch keine Zeit nach vorne zu blicken, sondern war damit beschäftigt den heran fliegenden Bohnert am Überholen zu hindern, was jedoch nur für ein paar Runden gelang und so belegte der Ferrari Fahrer nach seinem Anfangsdreher immerhin wieder den 2. Platz.Zu diesem Zeitpunkt trennten ihn und Spieler knapp 8 Sekunden und damit fast eine halbe Welt. Der Kampf um den Sieg schien zwar zu diesem Zeitpunkt fast entschieden, aber wie so oft im Sport kam es letztlich doch anders als erwartet.
Als in Runde 34 beide gleichzeitig in die Box kamen und der durch Thomas Spielers Abflug verursachte Schaden repariert wurde, war der Zeitverlust so groß, dass beide direkt hintereinander aus der Box kamen und Ralf Bohnert wieder Hoffnung auf den Sieg haben durfte.
Im hinteren Teil des Feldes kam es zeitgleich zum Duell zwischen Mclaren Fahrer Christian Boll und Mercedes Pilot Gert Wickom zum Kampf um Platz 9 und 10. Nachdem sich erst Gert Wickom in Turn 11 wegdrehte, ohne jedoch Schaden zunehmen, verlor kurze Zeit später auch Boll den Wagen und krachte in die Leitplanke. Dieser stellte danach auch direkt den Wagen ab, ein verkorkstes Rennen für ihn von Anfang bis zum Ende.
10 Runden vor Ende legte an der Spitze nun Bohnert die Passivität ab und attackierte Thomas Spieler mit den ersten angedeuteten Manövern.
Bei einem dieser Manöver verpasste Bohnert den Bremspunkt in der vorletzten Kurve und verlor wieder 2 Sekunden, welche er aber schnell wieder gutmachte. Mehrere danach folgenden Angriffsversuche parierte Thomas Spieler stark, sodass Ralf Bohnert bis in die letzte Runde vergeblich hinter ihm herfuhr. Diese letzte sollte es jedoch noch mal ins sich haben.

Ein faires Ende

Wieder war der Schauplatz die vorletzte Kurve und dieses Mal packte Bohnert die Brechstange aus.
Während Spieler seine Linie fuhr, versuchte Bohnert die letzte Lücke zu nutzen und schoss den Führenden so von der Strecke. Somit wären wir wieder am Anfang der Geschichte und Bohnert erkannte direkt seinen Fehler, nahm Tempo raus und ließ den Japan Sieger wieder vorbei, der sich somit vor dem amtierenden Weltmeister den 2. Sieg im 2. Rennen sichern konnte.
Auch Abseits der beiden Führenden kam es noch zu einigen Vorfällen in Person von Christian Wickom, der seinen rabenschwarzen Tag damit komplettierte, dass er das Auto in die Wand setze und zur Flügel OP erneut zur Box musste.
Damit büßte er seinen lange Zeit sicher geglaubten 4. Platz ein und wurde so am Ende nur 6. hinter dem starken viertplazierten Stefano Papia und dem 5. Heiko Waxmann. Andreas Frommherz fuhr im Mclaren ein recht unauffälliges aber konstantes Rennen, was ihn am Ende zum starken 3. Rang verhalf. Der 2. Sauber Pilot Martin Uhlemann fuhr mit der gleichen 3-Stopp Strategie wie sein Teamkollege auf den 7. Rang, vor Kai Engelsiepen, der den geschrotteten Red Bull auf Platz 8 ins Ziel schleppte. Gert Wickom und Edgar Ostermann im Force India schlossen die Punkteplätze ab, während der 2. Force India Fahrer Benjamin Neitzel auf dem 11. und damit letzten Platz als einziger leer ausging.