Rennbericht Bahrain – Moderner Fünfkampf

War der Saisonauftakt am Nürburgring über weite Strecken noch eine dröge Angelegenheit, bot der zweite Saisonlauf der formel1-liga.de Saison 2022 von der ersten bis zur letzten Runde Action in allen Teilen des Feldes. Wenn am Ende auch die Ersten beiden dort hereingekommen sind, wo sie gestartet waren, wechselte die Führung im Laufe des Rennens gleich mehrfach hin und her. Erst nach 29 von 43 Runden gelang Kai Engelsiepen im Ferrari der rennentscheidene Move, während sein Hauptkonkurrent Ralf Bohnert bis in die letzte Runde hinein um seinen zweiten Platz zittern musste. Wie schon 14 Tage zuvor setzte sich der Alpha Tauri hauchdünn gegen Tobias Zunker durch, der das Rennen bis in die 36. Runde hinein in Abwartehaltung auf Platz fünf verbrachte. Dann aber patzte zunächst Mario Söllner und nur eine knappe Runde später Lars Zunker und machte den Weg frei für einen hintenheraus trotzdem betretenen Tyrrell-Piloten, der mit seinem Qualifikationsergebnis haderte.

Unterdessen setzte sich der Boxenstopp-Fluch von Christian Wickom in der Wüste von Bahrain fort: Der Mercedes-Pilot kassierte nach dem Auftaktrennen bereits zum zweiten mal in diesem Jahr eine Durchfahrtstrafe. Trotzdem ließ Wickom auf Platz zehn schließlich seinen Teamkollegen Bastian Kupke hinter sich, der nur auf Platz zwölf abgewunken wurde, auch weil schon zu Beginn des Rennens mächtig die Fetzen flogen.

Irgendwie hatte es Engelsiepen also doch noch geschafft. Mit kaum mehr als dem letzten Fetzen Gummi auf den Reifen überquerte er den Zielstrich in der Eifel vor 14 Tagen als Sieger und strich damit die ersten 25 Zähler der noch jungen formel1- liga.de Jubiläumssaison ein. Weniger als eine Sekunde trennte den Ferrari-Piloten am Ende von Lars Zunker im siegeshungrigen Tyrrell-Team, das nun schon so oft nah dran war, aber dann doch noch gescheitert ist. Doch in einem ergebnisorientierten Sport ist der Abstand am Ende egal, gewonnen ist gewonnen. Mission erfüllt also, für den Ferrari-Piloten, der im Jahr eins nach Dominator Tobias Stolp ganz gewiss der heißeste Anwärter auf den Titel sein dürfte. Der Essener ist seiner Favoritenrolle also gerecht geworden. Doch, und das ist in einem an Erkenntnissen nicht unbedingt reich machenden Saisonauftakt hängen geblieben: ganz so einfach, wie von vielen prognostiziert wird es für den Champion des Jahres 2014 wohl nicht, sich den zweiten Titel seiner Laufbahn zu sichern. Denn zu den beiden Tyrrells gesellte sich am Rennabend in der Eifel wie aus dem nichts auch noch Ralf Bohnert, seines Zeichens immerhin auch schon zweimal Weltmeister, in die Riege derer, die dem Ferrari-Piloten Steine in den Weg legen wollen.

Steine übrigens, die sich Tyrrell mitunter auch gerne selbst in den Weg legt. In der letzten wie in dieser Saison. Was nützt ein herausragender zweiter Stint von Tobias Zunker, wenn er sich mit einer unnötigen Durchfahrtsstrafe selbst um alle Siegchancen bringt. Und der Vorteil zweier gleich schneller Autos auf der Strecke mutiert dann zum Nachteil, wenn der Zeitpunkt die Strategie zu diktieren verpasst wird. So oder so: Dieser Faktoren bedurfte es damit der große Favorit am Ende von 45 Runden in der Eifel diese auch als Sieger verließ. Kurz gesagt: Ein bisschen Glück brauchte es schon für den ersten Ferrari Sieg des noch jungen Jahres. Das führt unweigerlich zur nächsten Frage: War diese Ausgeglichenheit an der Spitze eine Eintagsfliege, ein Muster ohne Wert sozusagen, oder zieht sich das durch die Saison?

Die erste Antwort darauf sollte der große Preis von Bahrain bieten. Nach dem langen Testwinter stellt dieses Rennen zumindest das erste unter gleichen Bedingungen dar: 14 Tage Vorbereitung, für jeden dieselbe Ausgangslage, und… am Ende das gleiche Bild in der Spitzengruppe. Wieder diktierten die Tyrrell die Hotlap-Liste. Um satte drei Zehntel ließ Tobias Zunker dabei seinen Bruder Lars hinter sich. Und der erste Verfolger dahinter fuhr nicht Ferrari, sondern Williams. Vorjahressieger Mario Soellner machte deutlich, dass ihm die 5,412 Kilometer lange Wüstenbahn besonders gut schmeckte und folgte den Tyrrells auf der dritten Position. Engelsiepen quälte sich derweil in der Vorbereitung mit denselben Problemen herum wie im vergangenen Jahr: Mehrfach pro Runde fror für den Bruchteil von Sekunden sein Bildschirm ein. Ein Problem, das auf der Geraden ärgerlich war, in der Kurve aber auch massiv an Performance kostete. Ihm schwante früh: Das hier wird nicht einfacher als am Nürburgring.

Lange Zeit hielt der WM -Leader in Q1 immerhin die zweite Position auf Tobias Zunker fehlten ihm aber bereits zweieinhalb Zehntel. Lars Zunker tat sich unterdessen überraschend schwer mit dem Einzug in das finale Qualifikationssegment.

Erst mit dem zweiten Versuch platzierte er sich auf der sechsten Position, allerdings nur 2 Zehntel vor der Knock-Out Grenze. Überhaupt lag das Feld bis zur 13. Position innerhalb von einer Sekunde. Von Platz 6 bis 13 waren es sogar nur 3 Zehntel. Unglücklich ausgeschieden sind Johann Asanger im Haas, überraschenderweise Bastian Kupke im Mercedes, und Daniel Böhme im Red Bull. Allen drei fehlte weniger als eine Zehntel für die Eintrittskarte ins Top10 Qualifying, die Jürgen Bechtel im Alpha Tauri als Letzter löste. Mit Böhme zusammen, qualifizierte sich Stefano Papia für die siebte Reihe. Rolando Tejeda auf der 15. fehlten bereits 4 Zehntel auf den Italiener in Alfa Romeo Diensten. Er teilte sich die 8. Reihe mit Bastian Boll, der bei seinem zweiten Qualifying in der Formel1-liga.de Comebacker Jörn Dreier, der Ludwig Conrads bei Red Bull vertrat, sowie Jean- Luca Papia hinter sich ließ.

Mario Söllner schob sich noch vor Kai Engelsiepen auf die zweite Position nach vorne, während Lars Zunker im dritten Versuch die Zeit des Esseners um ein knappes Hundertstel verfehlte. Ralf Bohnert sortierte sich auf der fünften Position ein, vor dem zweiten Ferrari von Christian Boll und den beiden Mclaren Piloten Peter Hristov und Thomas Walter. Christian Wickom qualifizierte vor dem seinen Teamkollegen aus und stellte seinen Mercedes zunächst auf die neunte Position. Vorne allerdings bestätigte mit mehr als 2 Zehnteln Vorsprung Tobias Zunker seine Ambitionen auf die erste Pole Position seiner Laufbahn. Doch genau diese Aussicht, gepaart mit einer starken ersten Runde von Kai Engelsiepen schien wie Blei auf dem Friesen zu liegen. Mit 1:23,924 setzte sich der Ferrari-Pilot an die Spitze, Tobias Zunker verfehlte in seinem ersten Versuch nicht nur diese Zeit um 0,264 Sekunden, sondern auch seine Q1 Runde um rund 1,5 Zehntel. Den zweiten Versuch brach der 35-Jährige sogar ab, während sich Ralf Bohnert und Lars Zunker noch zwischen Engelsiepen und Tobias Zunker schoben. Im letzten Versuch verbesserte sich Zunker dann zwar noch einmal geringfügig, eine Positionsverbesserung gelang ihm aber nicht mehr. Er musste mit der vierten Position vorlieb nehmen.

Mario Söllner verfehlte die 2. Reihe um ein halbes Zehntel, auch um Startposition 6 wurde intensiv gekämpft: Christian Wickom sicherte sich dabei den Platz neben Söllner und verbesserte sich gegenüber Q1 um drei Plätze.

Mit der allerletzten gezeiteten Runde gelang Christian Boll noch der Sprung vor beide mclaren auf Position 7 der Abstand zwischen Platz 6 und 9 Betrug weniger als eine Zehntelsekunde. Jürgen Bechtel musste mit Platz 10 vorlieb nehmen. Dürfte damit aber alles andere als unzufrieden gewesen sein.

Weniger zufriedenstellend verlief hingegen die Startphase für den Alpha Tauri Piloten. Wie am Nürburgring wurde der Routinier schon auf den ersten Metern in einen Vorfall verwickelt, der ihm einige Positionen kostete. Dieses Mal waren gleich 6 Piloten involviert. Bechtel kam besser von seinem Startplatz frei als der unmittelbar vor ihm stehende Thomas Walter. Einen noch besseren Start erwischte jedoch Haas- Rückkehrer Johann Asanger, mit dem er buchstäblich Rad an Rad auf die erste Kurve zusteuerte. Der Alpha Tauri auf der Innenbahn mit dem spitzeren Einlenk winkel zu Kurve 1 bremste später, als der Österreicher, der nach einem kurzen Schlag auf die äußere Linie gezwungen wurde. Das war das große Glück für den mit weichen Reifen besohlten Haas. Denn so entkam er dem nachfolgenden Chaos und schlüpfte direkt hinter Peter Hristov auf Position neun durch Kurve 2. Daniel Böhme und Rolando Tejeda, die sich für einen ähnlichen Weg durch Kurve 1 entschieden haben wie zuvor Asanger, konnten Bechtel, der eine zusätzlichen Stoß von Bastian Kupke und Thomas Walter erhielt, hingegen nicht mehr ausweichen. So wurde der Aston Martin in den Red Bull von Daniel Böhme gedrückt. Beide Autos verkeilten sich ineinander, so dass sie ihre Fahrt am Ende des Feldes wieder aufnehmen mussten. Bechtel fiel auf die 16. Position zurück, doch noch vor Ablauf der ersten Runde eroberte der Alpha Tauri Pilot zwei Positionen wieder zurück. Bastian Kupke drehte sich Ausgangs des zweiten Sektors auf der Kuppe zur langen Geraden beim Anbremsen weg und riss dabei den Alfa Romeo von Stefano Papia mit sich, der außen versuchte, dem taumelnden Mercedes auszuweichen.

Als der Italiener knapp hinter Daniel Böhme wieder Fahrt aufnehmen wollte, traf der ebenfalls auf die Strecke zurückkehrende Mercedes-Pilot den Alfa Romeo erneut an der Hinterachse. Gehörte Papia anfangs noch zu den Gewinnern des Chaos rund um Position 9, fand er sich nun auf Platz 17 wieder und hetzte dem Feld hinterher. Bastian Kupke stellte seinen Boliden zur Reparatur bei der Mercedes Box vor. Die Rolle des großen Gewinners der Startphase gab Papia damit an seinen Sohn Jean-Luca weiter – und an Bastian Boll, die sich plötzlich auf den Positionen 11 und 12 wiederfanden. Gerade Boll hielt dabei in der Anfangsphase mit der Gruppe um Asanger und die beiden Mclaren mit.

In Runde 6 zahlte der Sohn von Ferrari Pilot Christian Boll jedoch Lehrgeld. Beim Anbremsen auf die erste Kurve verlor er die Kontrolle über seinen Haas und drehte sich weg. Schmerzhafter als der Verlust der 11. Position an Jürgen Bechtel, der sich zwischenzeitlich an Dreier und Papia vorbei gearbeitet hatte, war für den 17-Jährigen aber, dass er bei der Rückkehr auf die Strecke eine Durchfahrtstrafe für Cutting kassierte. Ein Phänomen, dem im Jahr zuvor an Ort und Stelle auch Christian Wickom schon zum Opfer fiel.

Apropos Wickom: Der konnte seine hervorragende sechste Startposition zunächst nicht gegen Christian Boll verteidigen. Der Ferrari zog auf der äußeren Linie von Kurve 1 am Mercedes vorbei. Doch nur eine Runde später gelang dem Husumer der Konter. 4 runden lang folgte Boll seinem Rivalen wie ein Schatten, dann schlüpfte er mit DRS-Unterstützung an gleicher Stelle wieder am Mercedes vorbei. Ausgestanden war das Duell damit allerdings nicht, denn Eingangs der 11. Runde nutzte Wickom seinen Geschwindigkeitsüberschuss gegenüber dem Ferrari zum erneuten Platztausch, nur um in Runde 17 erneut hinter den Ferrari zurückzufallen. Auch wenn sich Wickom bis zu seinem Boxenstopp nicht wieder abschütteln ließ, ein weiterer Platztausch mit Boll gelang ihm nicht mehr. In der 24. Runde holte der Mercedes zum Undercut gegen den Ferrari aus. Doch der Limiter an seinem Mercedes reagierte nicht auf den Befehl seines Fahrers. Nach dem Nürburgring kassierte der Husumer bereits seine zweite Durchfahrtsstrafe für Pit-Lane- Speeding. Für Boll war die sechste Position damit gefestigt. Für Wickom sollte es nur noch bis auf die 10. Position nach vorne gehen.

Vor den beiden Streithähnen setzte sich die Top 5 sukzessive ab. Was sich dort über 43 Runden entspann, erinnerte stark an die Anfangsphase des Vorjahres: Ein moderner Fünfkampf auf 4 Rädern.

Kai Engelsiepen hatte seine Pole-Position in die Führung umgewandelt. Bohnert verteidigte seine zweite Startposition gegenüber Lars Zunker, dessen Bruder Tobias verlor eingangs der zweiten Runde seine vierten Platz an Mario Söllner. Engelsiepen suchte in den ersten Runden die Flucht aus dem DRS-Fenster seiner Konkurrenten und war auch im Begriff, genau dieses hinter sich zu lassen, als die Reifen an seinem Ferrari begannen, dem hohen Tempo Tribut zu zollen. In einem Kraftakt mit DRS-Unterstützung schoben sich Bohnert und Zunker wieder an den führenden heran, während Söllner und der andere Tyrrell ihre Reifen für eine spätere Attacke schonten. Wie an der Perlenschnur aufgereiht, lösten sich die ersten fünf in kleinen Schritten vom Duell um Wickom und Boll ab und bereiteten damit die Bühne für einen der spektakulärsten Kämpfe um den Rennsieg der vergangenen Jahre.

Ab der 10. Runde griff Bohnert erstmals nach der Führung und scherte aus dem Windschatten des Ferrari aus. Zwei Runden später wurde der Angriff ambitionierter: Vor Kurve 1 setzte sich der Alpha Tauri neben den Ferrari und steuerte als Erster auf Kurve 4 zu, doch Engelsiepen steckte nicht auf und konterte den Angriff in den zweiten Sektor hinein.

In der Runde darauf machte es der Alpha Tauri Pilot noch entschlossener, dieses Mal ließ er den Ferrari keine Gelegenheit zum Konter und übernahm die Führung. Zwei Runden später hatte sich das Cavallo Rapante allerdings gefangen und attackierte seinerseits die Führung. Wie aber 3 Runden zuvor er selbst es gemacht hatte, ließ Bohnert ihn ausgangs der vierten Kurve stehen und verteidigte den Platz an der Sonne. Söllner und Tobias Zunker schlossen derweil die den letzten Rest der verbleibenden Lücke nach vorne, um nach Möglichkeit von irgendwelchen Fehlern zu profitieren. Doch die Fehler, sie kamen nicht. Auch wenn das Duell um die Führung weiter an Fahrt aufnahm, zu einer Berührung kam es nicht. Aber mit zwei Autos in der Spitzengruppe hatte Tyrrell zumindest die Möglichkeit, über die Taktik Positionen zu gewinnen. Ende der 21. Runde holte die friesische Traditionsmannschaft also den Fünftplatzierten an die Box und wagte den Undercut. Aber wie schon in der Vergangenheit gelangt Tyrrell am Auto des älteren Zunker-Bruders kein perfekter Boxenstopp. so fiel er in seiner Outlap hinter Jürgen Bechtel zurück, der sich vor dem Tyrrell breit machte. Als Bohnert, Engelsiepen und Söllner eine Runde später geschlossen zum Service kamen, war der Status quo wiederhergestellt. Nur Lars Zunker fehlte noch in diesem Quintett. Der hatte sich nämlich für den Overcut entschieden und holte nun alles aus seinem restlichen harten Reifen heraus.

Und beinahe hätte sich diese Strategie auch ausgezahlt, denn die schon abgefertigten vier drohten über die beiden McLaren zu stolpern. Thomas Walter hatte sich von seinem schwachen Start weitgehend erholt und fand sich von Kurve 4 der ersten Runde an im Getriebe seines Teamkollegen Petar Hristov wieder. Der rannte seinerseits lange Zeit vergeblich gegen den Hass von Asanger an und wurde den erst los, als es den Haas-Piloten, auf soft gestartet, in Runde 14 zum ersten regulären Stopp an die Box zog. Auf Position 14 kehrte Asanger auf die Strecke zurück und begann mit dem frischen Reifen Zeit auf die vor im fahrenden Fahrzeuge zu gewinnen. Durch die Boxenstopps der Konkurrenz wieder auf die 12. Position nach vorne gespült, suchte Asanger seinen Weg an Stefano Papia vorbei. Ende der Gegengerade zeigte er sich im Duell mit dem Italiener allerdings etwas zu ungeduldig und stolperte über dessen Hinterachse. Bei der Rückkehr auf die Strecke kollidierte er außerdem mit Jürgen Bechtels Alpha Tauri. Noch eine Runde schleppte der Österreicher seinen Haas um den Kurs, gab dann aber an der Box auf. Es war der zweite Ausfall des Abends, denn zuvor hatte schon Aston Martin Pilot Rolando Tejeda seinen Rennabend beendet. Nach der Kollision am Start ging es nicht mehr wirklich vorwärts für den Sieger des letztjährigen Türkei Grand Prix, der das Rennen auf Medium Reifen begonnen hatte. Diese drehte er sich zu eingangs der Start-Ziel Gerade in der vierten Runde beinahe und in der sechsten Runde endgültig eckig. Auch danach zeigte sich sein Fahrzeug, beeinträchtigt durch die Startkollision immer noch nicht kugelsicher.

Schon in der neunten Runde suchte Tejeda ein weiteres Mal die Box auf und stattete seinen Boliden mit harten Reifen aus. Doch auch das machte sein Fahrzeug nur leidlich besser. In der 13. Runde strandete er schließlich ausgangs Turn 4 und ließ zunächst die Top 5 überrunden. Im weiteren Verlauf der Runde dann beinahe noch den Rest des Feldes, ehe er sein Dienstfahrzeug in Runde 14 endgültig parkte.

Zurück zu Tejedas altem Arbeitgeber Mclaren. Als sich die Spitzengruppe abzüglich Lars Zunker in der 24. Runde dem orangenen Zug wieder näherte, stand der Stopp im Mclaren Lager noch bevor. Ralf Bohnert schlüpfte an Thomas Walter vorbei und Engelsiepen zog mit. Söllner hingegen nicht. Und so ging für Lars Zunker die Lücke auf, um zumindest seine alte Position wieder einzunehmen. Bevor der zweite Mclaren zum Stolperstein für die Führenden werden konnte, bog Hristov in Runde 25 an die Box ab, Teamkollege Walter blieb 2 Runden länger auf der Strecke und wurde bis dahin auch von Söllner und Tobias Zunker noch überholt.

Rund 4 Sekunden hatte der Italiener auf seinen Teamkollegen eingebüßt. Mit der weichen Reifenmischung ausgestattet, schnupfte er diese Lücke aber innerhalb von sieben Runden auf und schlüpfte am Teamkollegen vorbei, als der sich einen Quersteher leistete. Hristov konnte Walter in der Folge nicht wieder einholen und beendete sein zweites Rennen nach dem Comeback auf der achten Position. Dass sich Hristov für den falschen Reifen entschieden hat, dürfte ihm spätestens dann klar geworden sein, als in der Schlussphase in seinem Rückspiegel Jürgen Bechtel grösser und grösser wurde. Gerade einmal etwas mehr als eine halbe Sekunde rettete der Mclaren Pilot gegen den Alpha Tauri über die Ziellinie, der sich nach einem schwierigen Auftakt tapfer zurück in die Top Ten gekämpft hatte und mit Platz 9 das beste Ergebnis seit dem letztjährigen Deutschland GrandPrix feierte. Und beinahe hätte man im Alpha Tauri Lager sogar mit Champagner darauf anstoßen können, denn Bohnert behielt auch nach dem Boxenstopp zunächst die Führung vor Engelsiepen. Doch in der 29. Runde setzte der Ferrari das am Ende entscheidende Manöver. Bohnert hatte schon ausgangs des zweiten Sektors den Scheitelpunkt verpasst und rutschte für einen Moment in den Wüstensand. Das nutzte Engelsiepen um den Abstand auf der Start-Ziel-Gerade so entscheidend zu verkürzen, dass er mit DRS-Vorteil am Alpha Tauri vorbeigehen konnte.

Im Gegensatz zur ersten Rennhälfte hatte Bohnert diesmal keine Antwort mehr parat und musste sich stattdessen nach hinten orientieren, während es Engelsiepen gelang, sich Schritt für Schritt abzusetzen. Bis ins Ziel vergrößerte er den Abstand auf den Rest des Feldes noch auf 7,4 Sekunden. Denn während der Ferrari fortan losgelöst von jedem Zweikampf-Szenario freie Fahrt genoss, wartete die Meute dahinter hungrig auf eine Gelegenheit, den Alpha Tauri ebenfalls zu überrumpeln. Allen voran Lars Zunker zeigte sich ab Runde 32 deutlich im Rückspiegel des kleinen Bullen, prallte aber wieder und wieder an ihm ab. Zu letztem Risiko konnte er auch nicht bereit sein, denn Mario Söllner blieb ebenfalls präsenter Dauergast im Diffusor des Tyrrell. In der 35. Runde hatte es Zunker dann aber doch geschafft, sich vor den Alpha Tauri zu setzen. Noch vor der Stadt-Ziel Gerade quetschte er sich gegen Bohnert durch. Doch der WM-Dritte des Vorjahres, nutzte den ihm so obliegenden DRS-Vorteil um nur wenige hundert Meter später die zweite Position zurückzuerobern. In der Runde danach wartete Zunker geduldiger auf seine Chance, prallte aber am Alpha Tauri ab. Für Söllner war die Podesthoffnung wenige Meter später gestorben. An derselben Stelle wie zuvor Hristov drehte sich der Williams von der Strecke. Söllner verlor nicht nur acht Sekunden, sondern auch seine vierte Position an Tobias Zunker, der mittlerweile ebenfalls die Lücke nach vorne schließen konnte. Tyrrell konnte sich nun mit beiden Fahrzeugen auf den Kampf gegen Bohnert konzentrieren. Doch nur eine Runde lang, dann erwischte es auch den jüngeren Zunker Bruder. Söllner war wieder Vierter und aus dem Vierkampf um Platz 2 ein Zweikampf geworden. Und dieses Duell holte kurz Luft, als Tobias Zunker, bis dahin unauffällig unterwegs, sich in das DRS- Fenster knabberte. In einer Neuauflage des Duells 14 Tage zuvor auf dem Nürburgring spitzte sich der Zweikampf der beiden 35-jährigen zu.

Runde vier Zehntel vor dem Tyrrell schloss Bohnert das Rennen als Zweiter ab. Im Tyrrelllager zeigte wenn man sich ob der Plätze drei und fünf leicht geknickt. Nach der Niederlage vom Nürburgring waren auch hier die erbeuteten 29 Punkte zu wenig aus Sicht der Friesen.

(Lieber Michael, die hier ist für dich) Zu wenig wurde bisher auch über das Rennen der beiden RedBull-Piloten gesagt. Daniel Böhme holte in der Schlussphase noch kräftig auf den vor ihm fahrenden Christian Wickom auf und wurde 11. Jörn Dreier feierte ein unauffälliges, aber starkes Comeback und schrieb als 13. ebenfalls Punkte auf das RedBull Konto gut. Die beiden umrahmten Bastian Kupke, der 12. wurde und damit ebenfalls Kandidat der Überleitung ‘zu wenig‘ war. Doch bedenkt man die Startrunde des Neu-Mercedes Piloten holte Kupke noch eine ganze Menge aus seinem Rennen. Stefano Papia beendete das nicht ereignisarme Rennen auf Platz 14 während sich Bastian Boll im Haas über seinen ersten Punkt freuen durfte.

Der große Gewinner des Abends war aber auch der Sieger des Abends. Es ist fast schon paradox, dass trotz der knappen Abstände an der Spitze im Rennen der

größte Einzelabstand in der Fahrerwertung nach zwei Rennen zwischen Engelsiepen auf Platz eins und Bohnert auf der zwei besteht. Engelsiepen holte aus beiden Läufen die Maximalausbeute, wenn man von den Punkten für die schnellste Rennrunde einmal absieht, und hat damit 14 Zähler mehr auf dem Konto als der Alpha Tauri Pilot. Erst danach folgen die beiden ambitionierten Tyrrelll, die auch in der Teamwertung bereits acht Punkte hinter Ferrari liegen. Das erklärt vielleicht auch ein Stück weit die Enttäuschung im Tyrrelllager. Denn auch wenn man in Sachen Speed die Lücke zur Spitze endgültig geschlossen zu haben scheint und Engelsiepen zweimal verdient, aber auch mit einer gehörigen Portion Glück gewonnen hat, bleibt nach dem Bahrain Rennen eine zweite Erkenntnis in der noch jungen Saison haften:

Können ist irgendwie auch, Glück zur Gewohnheit werden zu lassen.

Rennergebnis, WM-Stand und Live-Stream

Der WM-Stand ist hier zu finden

Falls ihr das Rennen verpasst habt könnt ihr den Stream, kommentiert von Michael Merkers und Julian Kopp hier nochmals angucken: