Ralf Bohnert: „Man könnte sagen ich bin etwas ausgebrannt!“
Ralf, die Saison nähert sich bereits der Sommerpause. Neun Rennen liegen hinter uns. Wie fällt dein bisheriges Fazit aus?
Ralf Bohnert: Ehrlich gesagt gemischt. Generell ist es eine geile Saison. Spannend und mit viel Action. Daran haben auch unsere erstklassigen Kommentatoren großen Anteil.
Für mich persönlich jedoch läuft es nicht so gut wie erhofft. Thomas Spieler war zwar meistens in Reichweite, schlagen konnte ich ihn aber bis auf Kanada noch nicht. Auch wenn es oft sehr knapp war. Dazu kam noch eine Portion Pech, wie z.B. bei dem Unfall in Melbourne und schon hat man einen kaum noch einholbaren Rückstand.
Zwar muss man auch sagen das in dieser Liga auch ein zweiter WM-Rang gut ist wenn man die Konkurrenz betrachtet. Aber dennoch ist man der erste Verlierer. Also wirklich zufrieden kann ich nicht sein.
Zum Abschluss der 1. Saisonhälfte geht es nach Hockenheim und damit zum Großen Preis von Deutschland. Was hast du dir für dieses letzte Rennen vor der Pause vorgenommen?
Ralf Bohnert: Grundsätzlich ist es mein Ziel und Anspruch, jedes Rennen zu gewinnen. Nach meinem Titel im letzten Jahr noch mehr also sowieso schon als ehrgeiziger Fahrer.
Allerdings braucht es dazu auch Training. Gegen Thomas Spieler auch mal etwas mehr. Und genau dieses bisschen mehr, fehlt mir schon die ganze Saison. Es fehlt leider die Zeit um das letzte bisschen aus dem Auto rauszuholen.
Aber dennoch ist mein Ziel auch in Hockenheim das Rennen zu gewinnen.
Dein Abstand in der Fahrer-WM zu Thomas Spieler liegt nun bei gigantischen 65 Punkten. Hast du noch irgendwelche Hoffnungen den Spieß an der Spitze noch herumzudrehen?
Ralf Bohnert: Nunja. Es kann alles passieren. Auch Thomas kann mal ausfallen. Und nur so hab ich noch die Chance. Wenn allerdings alles normal verläuft, sollte das Thema fast durch sein. Selbst wenn ich alle Rennen gewinnen würde reicht es nur, wenn Thomas 1-2 Mal Probleme hat und eben nicht Zweiter wird.
Und bei mir selbst darf dann gar nichts mehr schief gehen. Und selbst wenn bei mir alles gut läuft, fehlen noch die letzten Zehntel, sollte ich nicht in der Lage sein mein Trainingspensum zu erhöhen. Und danach sieht es momentan nicht aus. Im Endeffekt brauche ich nun extrem viel göttlichen Beistand. Und Thomas darf im Gegenzug nicht mehr so viel Glück haben. Aber das sind Spekulationen. Fakt ist: Der Rückstand ist groß und kaum einholbar. Soll aber nicht heißen, dass ich es Thomas nun einfacher machen werde.
Thomas Spieler beeindruckt die ganze Liga. Wie würdest du deinen Konkurrenten in einem Satz beschreiben?
Ralf Bohnert: Schnell, fair, konstant und mit der nötigen Portion Glück ausgestattet. (lacht)
In den letzten Rennen konntest du in Kanada Spielers Siegesserie durchbrechen. Wie erlösend und vor allem wichtig war dieser Sieg für dich als amtierender Weltmeister?
Ralf Bohnert: Das war ein sehr wichtiger Sieg. Und natürlich war es erlösend. Es macht sich schon eine gewisse Frustration breit, wenn man als Weltmeister in die Saison geht und der Konkurrent die ersten Rennen alle für sich entscheidet. Dementsprechend war es natürlich wichtig für das Selbstvertrauen zu sehen, das ich ihn schlagen kann wenn das Training passt.
Während der Abstand in der Fahrer-WM doch recht groß ist, liefert sich eure Scuderia einen harten Fight mit den Jungs des Mclaren F1 Teams. Momentan liegt ihr einen Zähler vor den Chrompfeilen. Wie schätzt du eure Chancen ein, diesen Kampf pro Rot zu entscheiden?
Ralf Bohnert: Das ist schwierig zu sagen. Letztendlich ist intern die Aufgabenverteilung diesbezüglich klar. Ich muss vor Andreas Frommherz ins Ziel kommen und Jürgen vor Christian Boll. Doch das muss auch erst Mal geschafft werden. Wie man in Silverstone sehen konnte sind beide starke Fahrer, die trotz Zwischenfälle noch auf die vorderen Plätze fahren können.
Ich sehe die Chance als gegeben an. Aber es wird keine einfache Aufgabe und es muss alles passen um das zu schaffen.
Natürlich bekommst du auch mit was hinter dir im Feld so los ist, wie beurteilst du jetzt nach 9 Rennen die Leistungen der beiden Rookies Felix Seidel und Max Schoner, die sich ja schon einige Male extrem nahe gekommen sind.
Ralf Bohnert: Von der reinen Pace her bin ich von beiden positiv überrascht. Felix kann mit mehr Erfahrung sicherlich noch einen Zahn zulegen, um wie in Monaco ums Podest mitzufahren. Und genauso muss durch die Erfahrung noch die Ruhe kommen. Er macht über weite Strecken einen super Job – hat aber auch Momente wo er zum falschen Zeitpunkt zu viel will. Das hat ihn schon einige Punkte gekostet. Aber sowas muss sich erst entwickeln. Das ging mir nicht anders.
Auch Max hat mich mit der Grundpace positiv überrascht. Ich denke man sieht, das man Schnelligkeit nicht unbedingt mit dem Alter gleichsetzen muss. Das gilt also ab sofort nicht mehr als Ausrede! (lacht)
Was Max meiner Meinung nach aber dringend lernen muss, ist die Umsicht. Er muss verstehen, dass er nicht alleine auf der Strecke ist. Dass es Situationen gibt, in denen man nicht einfach die Tür zu machen kann. Selbst wenn man vielleicht vorne ist. Man muss immer schauen, dass man sich UND dem Gegner die nötige Luft zum Atmen lässt. Ob man im Recht ist oder nicht spielt oft nur eine untergeordnete Rolle. Letztlich schadet man auch sich selbst wenn es kracht. Das muss man einfach lernen zu verstehen, wenn man seinen Speed in Punkte oder eben auch mal in mehr umsetzen will.
Auch sonst gab es viele Überraschungen und Enttäuschungen in dieser Saison. Welche davon sind für dich bisher am erstaunlichsten?
Ralf Bohnert: Überraschung ist für mich neben Felix das Lotus Team. Heiko fährt stabil direkt hinter der Spitze und ist da, wenn da vorne jemand was zu verschenken hat. Das ist eine super Steigerung. Und auch Oli, für den es mich tierisch freut, hat wohl wieder etwas den Faden gefunden und fährt super Rennen. Ich wusste wie frustriert er war und deshalb freut es mich besonders das er so einen Sprung machen konnte.
Enttäuschungen gab es bei Mercedes und Red Bull. Mercedes konnte den Aufwärtstrend der ersten Rennen leider nicht halten. Und Red Bull hat leider, teils aus verständlich und teils aus unverständlichen Gründen, vor Allem mit Abwesenheit geglänzt. Was bei Adrian noch verständlich ist (gesundheitsbedingt) wirft bei Kai Fragen auf. Natürlich kenne ich aber sicherlich nicht alle Details. Aber enttäuscht war und bin ich schon.
Nun hat er sich ja mit einem sauberen Rennen in Silverstone zurück gemeldet. Ich hoffe, er bleibt nun auch konstant dabei.
Nicht nur auf der Strecke war es eine schwere erste Saisonhälfte für dich, auch abseits der Strecke hattest du mit vielen Problemen als Admin zu kämpfen. Bist du deshalb sogar noch mehr erleichtert über die Sommerpause?
Ralf Bohnert: Auch wenn es schade ist, muss ich das mit einem Ja beantworten. Ich liebe die Liga und stecke schon seit 2004 enorm viel Zeit rein. Sei es als Fahrer oder Admin. Aber einige Dinge, vor Allem als Admin, liefen leider nicht so toll. Da geht die Motivation natürlich in den Keller. Das schlimmste dabei ist, dass die Leidenschaft des Fahrens leidet. Damit das Training und daraus resultierend auch die Konkurrenzfähigkeit.
Man könnte sagen ich bin etwas ausgebrannt was die Liga angeht und freue mich deshalb auf die Zeit ohne Liga um einfach mal abzuschalten.
Wie es danach weiter geht, wird sich dann zeigen. Auch eine Pause, vor Allem als Fahrer wäre denkbar, um einfach wieder die nötige Motivation und den Biss zurück zu erhalten.
Einige Leute machen sich Sorgen um die Existenz der Liga, seitdem du bekanntgegeben hast, nun als alleiniger Admin weiterzufungieren. Kannst du diese Leute beruhigen und wie hart ist die Arbeit als alleiniger Admin? Gibt es auch Tage wo man am liebsten alles hinschmeißen würde?
Ralf Bohnert: Vorweg: Die Existenz der Liga ist nicht bedroht. Zwar habe ich mit dem Gedanken gespielt mal ein Jahr alles zu pausieren, aber das bringe ich nicht übers Herz. Ich kann also die Leute beruhigen – das bekommen wir alles hin!
Die Arbeit als Admin kann schon hart sein. Vor Allem wenn alles mehr oder weniger mit einer Person steht oder fällt. Klar, hat man da an schlechten Tagen auch mal den Gedanken alles hinschmeißen zu wollen. Ist nichts anderes wie mit dem Job oder anderen Dingen im Leben. Aber wenn soviel Leidenschaft drin steckt, rappelt man sich dann doch wieder auf. Auch wenn das nach so vielen Jahren nicht ganz so leicht ist.
Es ist ja nicht so, das es durchgehend harte Arbeit ist. Aber es kommt oft vieles zusammen und man kann selten einfach mal Fahrer sein. Heißt: Der Admin-Job beeinträchtigt mich als Fahrer und neben dem Fahrer noch alleiniger Admin sein ist auch nicht so ohne.
Aber im Endeffekt freue ich mich wenn sich die Leute freuen. Ich werde einfach mal eine Pause brauchen denke ich. Nur wann und wie es in der Zeit dann laufen wird, kann ich noch nicht sagen.
Dann bedanke ich mich für deine Zeit und wünsche viel Erfolg in der Adminarbeit, beim Großen Preis von Deutschland und für die 2. Saisonhälfte!
Ralf Bohnert: Vielen Dank. Ich danke auch für das Interview!