Michi Kaiser „Besser kann das erste Jahr Simracing kaum laufen“

Herzlichen Glückwunsch zum Weltmeister-Titel und dem Team-WM Titel in der Formel1-Liga, und das in der ersten vollständigen Simracing Saison! Wie fühlt sich das an die WM so spannend im letzten Rennen mit einem Sieg in Spa gegen David Jundt gewonnen zu haben, der vor dem Rennen noch 11 Punkte Vorsprung hatte?
Michi Kaiser: Vielen Dank! Es ist ein super Gefühl muss ich sagen.
Nach dem Wochenende in Mexiko hatte ich den WM-Kampf quasi abgeschrieben, da es nur noch zwei Rennen waren und der Rückstand auf 30 Punkte angestiegen ist.
Aber so schnell kann es in der F1 gehen, nach Brasilien gab es wieder einen Hoffnungsschimmer und in Spa hat es dann tatsächlich noch geklappt.
David hat gerade die Rennen um die Sommerpause rum, zB Hockenheim, Malaysia und Singapur beeindruckend gewonnen und war generell unglaublich konstant unterwegs.
Für ihn natürlich sehr schade, dass der Durchhänger gerade am Saisonende kam.
Natürlich ist es dann ein gutes Gefühl gegen so einen Konkurrenten den Titel geholt zu haben.
Gerade meinem Teamkollegen muss ich da auch dankbar sein, der mich neben der Strecke und im Saisonfinale auch auf der Strecke super unterstützt hat.
Ich glaube, besser kann das erste Jahr Simracing kaum laufen.

Bereits im letzten Jahr bei deinem Einstieg in Austin zeichnete sich ab das du ein Kandidat für die vorderen Ränge bist. War dir zum Saisonbeginn 2016 schon klar das es für dich dieses Jahr schon um die Meisterschaft geht?

Michi Kaiser: Nein, nicht wirklich. Ich habe vor der Saison gesagt, dass ich Podestplätze angreifen möchte. Im ersten Rennen in Ungarn hatte ich auch ungefähr die Pace um in diese Region zu kommen.
Dort war ich allerdings im Quali noch recht weit weg und konnte im Rennen nur aufgrund von geringem Reifenverschleiß nach vorne kommen.
In den Wochen danach habe ich jedoch meine Fahrweise etwas angepasst und kam immer besser zurecht.
Ab Bahrain war ich zeitweise 1. Verfolger auf den WM-Führenden und war mit der Entwicklung schon sehr glücklich.
Und im Lauf der Saison wurde es sogar noch besser.
Absolute Highlights waren der Monaco-Sieg und jetzt natürlich der Sieg in Spa.

Deinen ersten Sieg konntest du dieses Jahr in Bahrain feiern, darauf folgten noch 6 weitere Siege. Was war deiner Meinung nach wichtig um dieses Jahr konstant vorne dabei sein zu können und vor allem auch Siege einzufahren?

Michi Kaiser: Als ich die letzten Rennen der vorjährigen Saison gefahren bin wollte ich immer auf Teufel komm raus möglichst schnell sein. Ich habe in der Vorbereitung wenig mit vollem Tank getestet und versucht, das Auto für eine Runde schnell zu bekommen.
Diese Saison habe ich versucht, die Prioritäten in der Vorbereitung sinnvoller zu verteilen und die Rennen auch etwas ruhiger anzugehen.
Die Fehlerquote im Rennen hat sich verringert und gerade mit dem ersten Sieg wird es dann in der Hinsicht auch einfacher.
So habe ich dann Pace und Konstanz relativ gut zusammenbringen können.

Bisher gab es vereinzelt Gerüchte um einen möglichen Teamwechsel zusammen mit Kai Engelsiepen im nächsten Jahr, trotz gewonnener Team-WM mit Sauber. Wo könnte es euch hinziehen?

Michi Kaiser: In der Formel1 gibt es ja immer wieder Gerüchte.
Allerdings habe ich meinen Teamkollegen in den letzten Wochen sehr viel Pizza essen sehen. Wer weiß, was da im Hintergrund läuft.

Wer wird nächstes Jahr wohl dein schärfster Konkurrent sein wenn es um die Fahrermeisterschaft geht? Und gibt es andere Teams die für eine Verteidigung des Konstrukteurs-Titels eine Gefahr darstellen könnten?

Michi Kaiser: Das kommt natürlich darauf an, wer mit dem Fahrverhalten der neuen Autos am besten zurechtkommt. Vom jetzigen Stand kann ich denke ich schon hitzige teaminterne Duelle versprechen, da Kai in den letzten Rennen wo er mehr Zeit zur Vorbereitung hatte wieder ganz vorne mit dabei war. In Brasilien haben wir uns gejagt, ich denke, da können wir uns nächste Saison auch schon drauf freuen.
Zumal er auch einen sehr unglücklichen Saisonstart hatte, mit vielen Zwischenfällen.
Ich denke, da wird nächstes Jahr einiges kommen.
Selbstverständlich wird David auch wieder dabei sein, der ja, wie oben angesprochen, diese Jahr schon etliche Rennen in beeindruckender Manier gewonnen hat und auch nächste Saison wieder mit bei der Musik ist.
Tobias wäre der 4. auf dem Radar.
Gerade in der zweiten Saisonhälfte hat er sehr oft die Pace gerade in der Vorbereitung vorgegeben. Er hat Suzuka gewonnen und war jedes Rennen sehr konkurrenzfähig.
Ich glaube, diese Saison konnte er seine tatsächliche Pace nicht in jedem Rennen komplett abrufen, aber er ist für mich auf jeden Fall ein Kandidat für Siege im nächsten Jahr.

Jetzt geht es in die Vorbereitung für das Jahr 2017. Gönnt man sich als Weltmeister jetzt erstmal eine ordentliche Auszeit oder wird schon fleißig an der Performance fürs nächste Jahr gearbeitet?

Michi Kaiser: Ich freue mich schon drauf, die neuen Wagen zu testen. Abseits der Strecke werde ich hoffentlich am Dienstag meine Abschlussprüfung bestehen und habe danach wieder mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens.
Die bisherigen Tests, die ich in Mexiko mit den Anpassungen machen konnte, haben sehr viel Lust auf mehr gemacht!

Vielen Dank für das Interview, nochmals Glückwunsch und viel Spaß beim feiern der verdienten Titel!

Vielen Dank fürs Interview, wir sehen uns im nächsten Jahr!