Martin Uhlemann: „Man muss eben die Schwächen zu seinen Stärken machen!“
Martin, herzlichen Glückwunsch zu deinem erneuten 8. Platz in Malaysia. Du konntest bisher in allen Saisonrennen in die Punkte fahren. Woher kommt diese unglaubliche Sicherheit und Konstanz bei dir?
Martin Uhlemann: Vielen Dank Julian, in der Tat konnte ich mich bisher immer über Punkte freuen, was ich ich selber vor der Saison nicht unbedingt erwartet hatte. Vor Beginn der Saison war mir klar, dass ich erst an der Konstanz arbeiten möchte, auch wenn dabei etwas Speed verloren geht. Dass dies die richtige Entscheidung war, zeigen ganz klar die letzten Rennen. Zu gute kommt auch, dass ich mittlerweile ein paar gute Methoden gefunden habe, um sicher in die Rennen zu gehen. Ich muss aber zugeben, dass ich selber überrascht bin, dass es mit der Konstanz bisher so gut geklappt hat, da dies letztes Jahr definitiv nicht eine meiner Stärken war. Man muss eben die Schwächen zu seinen Stärken machen!
Du stehst in der Fahrerwertung nach den ersten vier Rennen auf dem 10. Rang. Wie zufrieden bist du nun allgemein mit diesem Saisonstart?
Martin Uhlemann: Generell sehr zufrieden, trotz der Tatsache dass ich teilweise Punkte verschenkt habe und ein 8. Rang in der Gesamtwertung möglich gewesen wäre. Aber wie gesagt es gibt daran nichts zu meckern, ich bin erst seit einem starken Jahr in der Liga. Der 10. Rang in einer sehr anspruchsvollen Liga nach nur einem Jahr Simracing stimmt mich generell zuversichtlich. Alles in allem kann ich sagen das ich höchst motiviert bin und stetig an mir arbeiten werde, um noch besser zu werden. Die Qualifikation in Malaysia war glaub ich ein ganz gutes Beispiel dafür, was möglich ist.
Nicht nur du konntest bei Sauber überzeigen. Auch dein Teamkollege hat bisher schon starke Rennen gefahren, war auch bis auf Suzuka im Rennen stets vor dir im Ziel. Täuscht der Eindruck, dass du mehr oder weniger die Nummer 2 im Team hinter Stefano bist?
Martin Uhlemann: Ja, der Eindruck täuscht! Denn so etwas gibt es bei uns nicht. Wir beide sind ein Team und wir haben ein wirklich gutes Verhältnis zueinander, was uns auch so stark macht.
In Suzuka hat mich Stefano vorbei gelassen, weil ich schneller war. In Ungarn war mir klar, dass er der schneller war und hatte keine Probleme damit gehabt ihn passieren zu lassen. Melbourne waren wir sehr ausgeglichen, ich konnte jedoch durch einen früheren Stopp an ihm vorbei gehen und auch eine lange Zeit vor ihm bleiben, bis ich 3 Runden vor Schluss feststellen musste, dass meine Bremse Vorne nur noch 3% Haltbarkeit aufwies. Wenn einer von uns klar schneller ist, dann werden wir uns das Leben gegenseitig nicht schwer machen denn wir wollen auch in der Teamwertung gut da stehen.
Man muss aber auch sehen, dass Stefano einer der erfahrensten und stärksten Fahrer im Feld ist, gegen den man sich erst ein Mal beweisen muss und dafür schlage ich mich gar nicht schlecht. An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass ich mir keinen besseren Teamkollegen vorstellen könnte. Wir gehen immer respektvoll miteinander um, auch auf der Strecke und versuchen das Beste aus uns herauszuholen.
In Malaysia hat dich die 3-Stopp Strategie mindestens einen Platz gekostet. Denkst du im nachhinein, dass du auch 2-Stopp hättest machen können oder ging es nicht anders?
Martin Uhlemann: Ja es ärgert mich schon dass ich mich für die falsche Taktik entschieden habe. Ich bin der Meinung, dass ich den Speed für einen 5. Rang hatte. Vor dem Rennen schwankte ich zwischen 3-Stopp und 1-Stopp und die Wahl fiel eben auf die erstere Taktik. Aber ich musste leider feststellen, dass dies keinen Sinn machte bei der langen Boxeneinfahrt in Malaysia.
Euer Team überzeugt bisher mit Konstanz und Fehlerlosigkeit in den Rennen und schafft es in der Qualifikation stets in die Top-10 zu fahren. Das hat euch vorübergehend auf den 4. Platz in der Konstrukteurswertung gespült. Wo liegt hier euer Saisonziel?
Martin Uhlemann: Ganz klar, wir wollen diesen Platz verteidigen, auch wenn das keine einfache Angelegenheit wird. Als Hauptkonkurrenten sehen wir definitiv das Lotus Team mit 2 starken Fahrern mit denen man immer Rechnen muss. Jedoch glauben wir ganz gut zu wissen, wo sie angreifbar sind und stehen deshalb nicht zufällig vor Ihnen. Natürlich dürfen wir das Red Bull Team nicht vergessen, das sehr stark sein wird, wenn beide Fahrer wieder voll angreifen. Weniger Sorgen mache wir uns über das Mercedes Team dessen Leistung wir momentan als „One Hit Wonder“ betiteln würden.
Ihr arbeitet ja Tag um Tag an euch. Trainiert von allen Teams mit am meisten. Was wollt ihr im Laufe der Saison weiter verbessern?
Martin Uhlemann: Momentan suchen wir vor allem nach dem fehlenden Speed, aber wir haben da ein paar gute Ideen in der Pipeline und werden diese nach und nach umsetzen. Das mit dem Trainigspensum sehe ich aber etwas anders. Im Schnitt sehen wir wahrscheinlich gar nicht schlecht aus, aber das liegt vor allem an Stefano, der für mich einer der fleißigsten Fahrer ist, mich persönlich sehe ich eher im unteren Drittel.
Der nächste Grand Prix findet in Bahrain statt. Was dürfen wir dort von Sauber und speziell von dir erwarten?
Martin Uhlemann: Es wird wieder ein solides Ergebnis angepeilt, was wenn alles glatt läuft möglich ist. Stefano ist natürlich sehr fleißig und hat schon einige Dinge ausprobiert, ich selber bin noch keine Runde gefahren und werde bald mit dem Training beginnen. Was man speziell von mir erwarten kann weiß ich selber noch nicht. Punkte sind mittlerweile schon Pflicht, wünschen würde ich mir natürlich ein Top-5 Ergebnis. Ziel ist es in keine Kollision verwickelt zu sein, so wie im vergangenen Jahr was nach 800 Runden extrem bitter für mich war. Es kann also nur besser werden…
Dann bedanke ich mich für deine Zeit und wünsche euch weiter viel Erfolg!
Martin Uhlemann: Danke. Immer wieder Gerne!