Mario Söllner: „Die Vorfreude auf Melbourne ist wirklich riesig“
Hallo Mario, zwar „nur“ Platz 15 in deinem ersten Jahr 2019 in der Liga, aber einige Platzierungen knapp am Podium vorbei haben schon vermuten lassen das wir auch auf den vorderen Plätzen mit dir rechnen können. Wie erging es dir in der ersten Saison und was waren für dich die wichtigsten Faktoren nach deinem Einstieg?
Mario: Als mein Teamkollege Johann und ich 2019 in die Liga einstiegen, war uns bewusst das wir uns auf eine neue Herausforderung von Simracing einlassen würden und das war auch bewusst so gewählt.
Unsere 10 Jahre Formel1 im Ligabetrieb hatten wir immer mit Fahrhilfen verbracht, nun völlig ohne zu fahren wie es hier Standard ist, war eine Motivation der wir uns als nächsten Schritt unbedingt stellen wollten.
Wie aber auch erwartet wurde diese Saison dann eine zum lernen und eingewöhnen. Fahrfehler und falsche Setups für diese Art zu fahren, verfolgten mich immer wieder.
Aber das wichtigste für Johann und mich, war die Erkenntnis zu sehen, das wenn wir ohne Fehler blieben konnten wir gut mit den Jungs in den Top 10 mithalten 🙂
Im letzten Jahr dann sozusagen dein Durchbruch, erstes Podium in Bahrain, worauf noch viele weitere folgten, erster Sieg in Spanien und am Ende WM-Platz 2 knapp vor Ralf Bohnert. Was hat dazu geführt das du dich schon in deiner zweiten Saison so sehr steigern konntest das es am Ende zu einer solch guten Platzierung geführt hat?
Mario: Das war dann tatsächlich das Ergebnis den Winter über aus dranbleiben und nicht aufgeben, gepaart mit Umstellen auf neuere Hardware.
Ich fuhr bis dato mit meinem 10 Jahre altem Wheel welches top funktionierte, aber das nötige Feedback des Autos, das einem ein 1:1 Gefühl geben sollte, fehlte einfach völlig. Einen Monitor mit 60Hz Bildwiederholung und einem 12 Jahre altem Rechner.Nun galt es auch hier den nächsten Schritt zu gehen falls ich ernsthaft vor hatte vorne mitzufahren. Ich habe mit neuem Monitor, neuem Rechner und Thrustmaster Wheel den Kampf aufgenommen, sehr viel trainiert, weiter das fahren ohne Hilfen auf Messerschneide versucht bestmöglich umzusetzen. Leider gab es auch einige Rennen in der Saison 2020 die dadurch daneben gingen, aber das war Lehrgeld und sollte mich zum Glück für den Rest der Saison gegen Ralf Bohnert gut aufgestellt dastehen lassen. Er war dieser Saison ein unheimlich harter Gegner.
Tobias Stolp allerdings mit dem extrem niedrigem Reifenverbrauch bei schnellem Speed unerreichbar. Außer er hatte Probleme und zum Glück konnte ich genau das zu meinem Vorteil nutzen.
In unserem letzten Interview im Mai 2019 sagtest du uns das du gerne für Ferrari fahren würdest, dieses Jahr wäre der Wechsel zum Traditionsteam möglich gewesen für Johann Asanger und dich. Was hat dazu geführt das ihr nun doch von Haas zum britischen Team Aston Martin wechselt?
Mario: Ja die Aussicht zu Ferrari wechseln zu können war schon sehr verlockend für uns das muss ich zugeben, ein Team mit einer unglaublichen Geschichte.
Aber das war der schlussendliche Grund für uns dieses Team nicht zu wählen, sie haben eine bereits geschriebenen Geschichte in unseren Augen.Als ich das damals im Interview sagte, wusste keiner von uns das sich Aston Martin mit einem Werksteam und Mercedes Motor in der Formel1 wieder engagieren würde.
Das wir unseren Teil dazu beitragen könnten und dieses schöne Fahrzeug im British Racing Green um den Kurs bewegen würden, diese Vorstellung war einfach zu schön als das wir uns dagegen entscheiden wollten. Deshalb fiel unsere Wahl auf den James Bond Wagen, weil wir damit ein neues Kapitel in der Formel1 mit aufschlagen wollen.
Platz 2 in der Konstrukteurs-WM letztes Jahr hat gezeigt das Johann und du eine gute Fahrerpaarung bildet. Was schätzt du an deinem Teamkollege und der Zusammenarbeit vorbereitend auf die Saisonrennen? Und welche Ziele habt ihr euch mit Aston Martin als Team gesteckt?
Mario: Ja wir sind wirklich ein sehr entspanntes, humorvolles, sehr ehrgeiziges und vor allem loyales Team. Wir schätzen uns beide sehr, da wir seit Jahren nicht nur Fahrer und Teamkollegen, sondern auch sehr gute Freunde sind! Ich denke unser Teamgeheimnis besteht darin das wir uns gegenseitig alles gönnen, füreinander da sind ob on Track mit Rat und Tat, oder eben auch als Freunde.
Ich schätze an Johann das unsere Vorbereitung auf jedes einzelne Rennen sehr intensiv ist. Viel gemeinsames Training mit Setupbau, worin er echt spitze ist. Der Austausch und die Analyse unserer Daten und was wir immer noch verbessern können auch wenn es schon schnell zu sein scheint. Und dieser unermüdliche Wille und Anspruch das wir nicht stehenbleiben sondern uns immer irgendwie verbessern wollen, ja das schätze ich wirklich sehr an ihm!
Der Saisonstart in Melbourne steht kurz bevor. Hast du die Winterpause zur Erholung genutzt oder fleißig trainiert um Tobias Stolp das Leben 2021 so richtig schwer zu machen? Wenn ja, wie wohl fühlst du dich in deinem neuen Auto und in den neuen Farben und welche Fahrer hast du noch als ernsthafte Konkurrenten auf dem Zettel für die neue Saison?
Mario: Die Vorfreude auf Melbourne ist wirklich riesig. Ich kann es kaum erwarten die Motoren im Grid beim Start aufheulen zu hören und dieser unbeschreibliche Moment wenn dir das Herz bis zum Hals schlägt wenn die Ampel beginnt ihre roten Lichter nacheinander einzuschalten, bis sie schließlich alle erlischen und es genau in diesem Moment darauf ankommt alles erarbeitete der Vorwochen nicht durch einen kleinen Fehler zunichte zu machen, sondern sich zu belohnen. Ein Rennen gegen alle RaceKollegen fair und mit Respekt füreinander zu bestreiten und das Beste für unser Team und für sich selbst herauszufahren.
Ich fühle mich sehr wohl in unserem neuen Auto, es fühlt sich vielversprechend an. Die Farben sind in meinen Augen sehr gut gewählt und machen richtig Laune aufs Racen!
Ich habe auch diesen Winter wieder sehr viel daran gearbeitet um Tobias und Ralf hoffentlich das Leben richtig schwer zu machen. Wie vor einem Jahr auch habe ich einen Teil meiner Hardware umgestellt und mich mit dem selben Wheel wie Tobi ausgestattet. Mit ein und der selben Hardware wie der vierfach Weltmeister anzutreten ist für mich persönlich ein wichtiger Schritt um herauszufinden was ich erreichen kann.
Von Ehrgeiz und Wille ist jedenfalls einiges vorhanden um mein Saisonziel zu erreichen. Zum einem möchte ich aus eigener Kraft das ein oder andere mal und nicht weil die Konkurrenz Probleme hat, einen Sieg einfahren.
Sowie auch das Johann und ich als Team mindestens wieder den zweiten Platz erreichen.Als harte Konkurrenz steht für mich in erster Linie wieder klar Tobias Stolp fest.
Dann aber kommen dieses Jahr für mich zu Ralf Bohnert, Rolando Tajeda und Kai Engelsiepen auf meiner Liste noch drei weitere Fahrer hinzu, die aufgrund der Testdaten der letzten Wochen den Kampf ums Stockerl zu einer echten Herausforderung machen.
Da wären zum einen der Sieger des Österreichischen GP Lars Zunker der auch mit neuer Hardware antritt, dann sein Bruder Tobias „Toz“ Zunker der wieder unermüdlich viel trainiert und natürlich der Rückkehrer der Liga Mark Zopp, der oft genug bewiesen hat das er sehr schnell ist und alles zusammen bekommen kann für einen Sieg wenn er sich im Zaum hat.All diese sowie alle anderen Racerkollegen machen einen rießen Job im Rennen und ich bin mir sicher das Johann Asanger auch für Überraschungen sorgen wird!
Ich freue mich auf jeden einzelnen von ihnen und wünsche uns allen sowie den Zuschauern eine mega spannende, vor allem aber bis zum Schluss fair umkämpfte Meisterschaft mit vielen Emotionen.
Keep Racing Freunde des Motorsports 🙂
Euer Mario
Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir einen guten Start in die Saison 2021!