Lars Zunker: „Wenn mir dabei in diesem Jahr dabei der ein oder andere Sieg gelingt wäre das natürlich umso schöner“

Hallo Lars,
du bist mit deinem Bruder Tobias einer der Neueinsteiger im letzten Jahr gewesen.

In Ungarn bist du als Ersatz für Johann mit dem Haas an den Start gegangen und ab dem Rennen in Italien ging es dann im Tyrrell weiter.
Erzähl uns doch ein bisschen davon wie der Einstieg für dich so lief und wie es dir in den ersten Rennen ergangen ist.

Lars: Die ersten Rennen liefen im letzten Jahr tatsächlich nicht nach meinen Vorstellungen, auch wenn der Speed Grundsätzlich schon früh da war, ist doch immer wieder irgendeine Blödheit passiert, die mir dann die Rennen mehr oder weniger kaputt gemacht hat. Ich erinnere mich da zum Beispiel an meine drei selbstverschuldeten Dreher in Silverstone oder den blöden Unfall mit Christian Boll gleich in meinem ersten Rennen in Budapest. Allerdings habe ich auch vorher 6 Jahre in keinem Rennen am Start gestanden und dafür dass die Pause so lang und meine Hardware auch so alt war, lief es dann doch ziemlich schnell relativ gut und ich konnte mich an die ganzen Neuerungen der letzten Jahre gewöhnen und den Anschluss zur Spitze schaffen. Hier galt es zunächst den Umgang mit den sensiblen Reifen verstehen zu lernen und sich an die Distanz von 75% zu gewöhnen. Mein ersten Rennen ohne große Zwischenfälle war dann am Nürburgring und dort konnte ich gleich, wenn auch etwas glücklich, den dritten Platz einfahren. Ab da ist die Lernkurve dann abgeflacht und ich konnte mich auf die Setuparbeit konzentrieren und das Auto endlich aggressiver einstellen was in Österreich auch gut geklappt hat. Von da an war aber etwas der Wurm drinnen. Brasilien lief zunächst noch ganz gut, allerdings hatte ich dort mit einem losen Heck zu kämpfen wodurch ich einen frühen Dreher hinnehmen musste der mich weit zurück ins Feld geworfen hat. Auch Abu Dhabi lief nicht so rund und ich bin froh dort überhaupt ins Ziel gekommen zu sein. Dort habe ich nämlich gemerkt, dass ich mit meinem alten G27 nicht auf jeder Stecke schnell sein kann.

In deinen ersten vier Rennen hast du dich stetig in deinen Endplatzierungen verbessern können.
Es begann mit einem Ausfall in Ungarn, gefolgt von einem 16. Platz in Monza, danach Platz 12 in Silverstone und ein 9. Platz in Suzuka.
Dann schien es bei dir jedoch irgendwie Klick gemacht zu haben und es folgten deine zwei besten Ergebnisse, ein 3. Platz am Nürburgring und anschließend konntest du sogar deinen ersten Sieg beim Großen Preis von Österreich einfahren.
Wie bewertest du deine ersten Rennen, hättest du damit gerechnet so schnell schon um den Sieg fahren zu können und sogar ein Rennen zu gewinnen?

Lars: Die ersten Rennen liefen wirklich bescheiden, hauptsächlich weil ich viele kleine Fehler eingebaut habe, die sich dann in der Summe in schlechten Ergebnissen wiedergespiegelt haben. Allerdings konnte ich auch nicht erwarten nach 6 Jahren Pause einfach auf den Server zu kommen und sofort fehlerfrei um Siege zu fahren. In meinem ersten Rennen habe ich Johann Asanger vertreten und eigentlich hätte ich nicht damit gerechnet in dem Jahr überhaupt noch ein Stammcockpit zu besetzen. Erst mein Bruder hat mich dann überredet mit ihm gemeinsam ins Tyrell Team einzusteigen. Von da an war eigentlich klar, dass der Rest der Saison nur der Vorbereitung auf das Jahr 2021 dienen soll. Wir mussten viel lernen was die Simulation oder auch einfach nur die aktuelle Hardware betrifft. Von demher sind die ersten Rennen dann wirklich gut gelaufen und der Verlauf der Ergebnisse zeigt dann auch ziemlich gut die Lernkurve an die ich durchlaufen habe.

Die Saison 2021 bestreitest du erneut im Tyrrell an der Seite deines Bruders Tobias Zunker.
Besteht bei euch eine gewisse Beziehung zu dem ehemaligen Rennstall Tyrrell oder woher kommt es, dass es gerade dieses Team unbedingt wieder sein sollte?

Lars: Tatsächlich besteht keine spezielle Beziehung zum Tyrrell Team. Als wir Mitte der 90er Jahre die ersten Rennen der Formel 1 verfolgten, ging es mit Tyrrell langsam zu Ende. Trotzdem sind viele Autos aufgrund spezieller Innovationen immer mal wieder trotz des kleinen Budgets nach vorne gespült worden. Ich denke da an den Tyrrell von 1997 der die nicht unbedingt schönen, aber doch sehr innovativen Tower Wings in die Formel 1 brachte oder den Tyrrell von 1990, welcher als erstes Auto der Formel 1 Geschichte eine hochgezogene Nase hatte. Dazu brachte Tyrrell immer sehr talentierte Fahrer hervor die eng mit der Geschichte des Teams verbunden sind und das Team dadurch immer wieder Achtungserfolge feiern konnte. Dazu kommen noch die sehr speziellen Designs der Fahrzeuge die uns und wahrscheinlich vielen anderen Formel 1 Fans in Erinnerung geblieben sind. So sind wir auch zum diesjährigen Design gekommen, welches unserer Meinung das schönste in der Geschichte des Teams war.

Bleiben wir doch noch ein wenig bei dir und deinem Bruder.
Bei Brüdern ist es häufiger so, dass sich die jeweiligen Charaktere stark voneinander unterscheiden können. Wie ist das denn bei euch beiden und wie läuft die Zusammenarbeit bei euch im Team ab?

Lars: Als Charaktere unterscheiden wir uns äußerlich etwas und haben das als Kinder und Jugendliche noch deutlich deutlicher getan. Tobias ist der emotionale Typ der sich auch super schnell für etwas begeistern kann und damit manchmal Leute in seiner Umgebeung mitreißen kann. Ich bin da eher der Kühlere, der sich zwar irgendwann mitreißen lässt, aber deutlich länger braucht um sich für etwas zu begeistern.
Die Zusammenarbeit läuft wahrscheinlich wie in vielen anderen Teams auch. Wir trainieren vor den Rennen viel gemeinsam und versuchen uns die Setup Arbeit etwas aufzuteilen. Keiner von uns hat dabei spezielle Bereiche um die er sich kümmern soll. Es ist vielmehr ein ausprobieren und nachfahren und durch die Zusammenarbeit entsteht dann ein mehr oder weniger fahrbares Setup mit dem wir beiden dann das Rennen bestreiten. Tatsächlich ist es aber im Moment so, dass die meiste Setup Arbeit von Tobias erledigt wird, was aber in unserer ersten Simracing Karriere andersherum war.
Im Rennen läuft das ganze dann so ab, dass wir uns nicht viel zu erzählen haben um die Konzentration aufrecht zu halten. Bis darauf, dass wir uns gegenseitig unsere Boxenstops ansagen, hört man nicht viel von uns. Tatsächlich kommt es häufiger vor das wir nichtmal wissen wer von uns eigentlich zuerst ins Ziel gefahren ist.

Schaut man auf die gefahrenen Trainingsrunden im Laufe der letzten Saison und auch in der Vorbereitung zur neuen Saison lässt sich unschwer erkennen, dass ihr beiden da ganz vorne mit dabei seid. Wahrscheinlich könnt ihr den Saisonstart schon kaum noch erwarten.
Welche Ziele hast du dir persönlich für die Saison 2021 gesetzt und was denkst du könnt ihr dieses Jahr als Team erreichen?

Lars: Nunja, die Trainingsrunden in der letzten Saison waren nötig um den enormen Wissensrückstand um die letztjährige Mod halbwegs aufholen zu können was uns ja auch mehr oder weniger gut gelungen ist. Mein Trainigspensum war dabei zwar hoch, aber lange nicht so hoch wie das von meinem Bruder. Es ist tatsächlich enorm wie viel Zeit und Herzblut er in dieses Hobby investiert und davon habe ich auch sehr profitiert. Durch diese Arbeit konnten wir uns überhaupt erst Ziele für diese Saison setzen.
In erster Linie geht es uns darum das wir alle Spaß an den Rennwochenen haben und das jeder Fahrer hier schöne Rennen fahren kann und mit Vorfreude auf die Zweikämpfe im nächsten Rennen schaut. Wenn mir dabei in diesem Jahr dabei der ein oder andere Sieg gelingt wäre das natürlich umso schöner und wenn ich dann noch ein paar Mal gemeinsam mit meinem Bruder auf dem Podium stehen kann, wäre das auch für ihn ein verdienter Lohn für seine geleistete Arbeit. Eine spezielle Platzierung in der Weltmeisterschaft habe ich dabei nicht ins Auge gefasst, es ist aber so, dass es hier in der Liga viele potenzielle Siegfahrer gibt. Wenn ich von denen nicht der letzte wäre, wäre ich schon sehr zufrieden.

Vielen Dank für deine Zeit. Wir wünschen dir einen guten Start in die neue Saison 2021!

Lars: Vielen Dank