Jörn Dreier: „Wir haben gute Stimmung im Team, wage ich zu sagen“

Hallo Jörn und schonmal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit nimmst an diesem Interview teilzunehmen.

Seit der Saison 2018 bist du nun schon in der Liga dabei und gehörst damit mittlerweile schon fast zum Inventar. In deiner Zeit als Fahrer hast du auch schon das ein oder andere Highlight setzen können. Was zeichnet deiner Meinung nach die Liga aus und was ist der Grund, warum du schon seit so vielen Jahren so regelmäßig hier am Start stehst?

Jörn Dreier: Meine Simracing-Erfahrung ist eindeutig: Am meisten Spaß macht es mit einem über längere Zeit konstanten Fahrerfeld, wenn man die Mitstreiter in ihrer Entwicklung verfolgen kann, applaudieren oder mit dem Kopf schütteln… Vielleicht war man sich auch mal uneinig auf der Strecke und hat das noch im Hinterkopf… Aber speziell für unsere Liga gibt es für mich noch jede Menge Gründe:

  • Wir fahren rF2 und Formel 1. Allein das ist gar nicht soo häufig und leicht zu finden.
  • Wir fahren mit original lackierten Autos! Anders könnte man vielleicht sagen, unsere Wagen und Strecken sehen nicht scheiße aus 🙂
  • Großes Lob der engagierten Ligaleitung. Wir geben uns Mühe, immer wieder eine brauchbare Mod zu fahren, Fehler auszumerzen, und und und
  • Wir fahren Freitags. Da bin ich zwar müde, aber da habe ich Zeit.
  • Das Niveau ist wirklich stark, da schmeckt jeder Punkt doppelt süß.
  • Außerdem geht es hier freundlich und entspannt zu. Und es gibt eine witzige WhatsApp-Gruppe

Dein Saisonstart lief mit Platz 9 schon sehr ordentlich, danach musstest du dich aber wieder 3 Rennen gedulden bis du mit P9 wieder groß anschreiben konntest. Was sind die Gründe für die doch so schwankende Form?

Jörn Dreier: Es gibt Kurse, auf denen ich ein gutes Gefühl habe und der Wagen einfach „liegt“, und auf anderen ist das nicht so. Imola z.B. ging gar nicht, in Barcelona hingegen stimmte die Linie und der Grip. Ansonsten muss ich ehrlicherweise sagen, dass meine Platzierungen häufig weniger von meiner Leistung als vom Rennpech der anderen bestimmt werden.

Nachdem du im letzten Jahr als Testfahrer bei Red Bull unterwegs warst, bist du in diesem Jahr neben Stefan Schubert bei Aston Martin ins Stammcockpit zurückgekehrt. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen euch beiden und wo gibt es Punkte in denen ihr euch als Fahrerduo gut ergänzt?

Jörn Dreier: Wir ergänzen uns sehr gut, indem wir meistens einträchtig nebeneinander die letzte Startreihe bilden 🙂 Ansonsten besteht unsere Zusammenarbeit aus gelegentlichen aufmunternden WhatsApps, und Setup-Austausch falls wir zufällig zusammen auf dem Server sind. Bei Aston Martin ist in puncto Teamwork sicherlich Luft nach oben. Dafür müsste ich aber meine Herangehensweise ändern, deutlich mehr und systematischer trainieren, meist bin ich ja nur spät und für wenige Runden auf dem Server, da bleibt wenig Raum für den Kollegen. Dennoch haben wir gute Stimmung im Team, wage ich zu sagen.

Als nächstes steht der Große Preis von Kanada im Rennkalender. Bei vielen Fahrern ist das eine der absoluten Lieblingsstrecken und die Vorfreude ist dementsprechend groß. Allerdings ist die Strecke auf der Ill de Notre Dame bekannt für den hohen Bremsverschleiß und die sehr nahe an der Strecke stehenden Mauern. Wie ist denn deine Beziehung zur kommenden Strecke und wen erwartest du als deine direkten Gegner im kommenden Rennen?

Jörn Dreier: Auch einer meiner Lieblingskurse und Vorfreude. Ich überlege ernsthaft, zum ersten Mal in dieser Saison ein längeres Testrennen in die Vorbereitung einzubauen, um den Bremsverschleiß einmal probiert zu haben. Direkter Gegner in Kanada? Keine Ahnung, ich lass mich überraschen.

In der Teamwertung liegt ihr aktuell 9 Punkte vor Alfa Romeo und 18 beziehungsweise 20 Punkte hinter Mercedes und Alpine. Was habt ihr euch als Team noch vorgenommen und wie hofft ihr euren direkten Gegnern das leben schwer machen zu können?

Jörn Dreier: Ganz ehrlich, wir leben von der Hand in den Mund und hoffen von Rennen zu Rennen auf ein Punkte-Ergebnis, da gibt es keinen Plan und keinen Vergleich zu anderen Teams.

Ich danke dir für deine Zeit und wünsche eine erfolgreiche Vorbereitung auf das nächste Rennen!

Jörn Dreier: Danke, wir geben unser Bestes!