Interview mit dem dreifachen Weltmeister Tobias Stolp

Hallo Tobias. Du bist alter und neuer Weltmeister und konntest nun drei Titel in Folge einfahren. Hast du zu Beginn der Saison damit gerechnet das du wieder so dominant sein wirst und den Titel holst. Wie fühlst du dich nach deinem dritten Titel?

Tobi: Vor jeder neuen Saison spielt immer eine gewisse Unsicherheit mit rein.
Zum einen fährt man wieder eine komplett neue Mod, das heißt dann erstmal alles zurück auf Anfang was das Setup betrifft.
Auf der anderen Seite weiß man vorher nie, ob einem das neue bzw. andere Fahrverhalten der Autos gleichermaßen entgegenkommt und ob man die Reifen wieder so gut gemanagt bekommt wie im Vorjahr.
Nichtsdestotrotz, weiß ich was ich zu leisten im Stande bin und da geben mir die letzten beiden Jahre doch eine gewisse Bestätigung, dass man nach den WM-Titeln 2017 und 2018 auch in der aktuellen Saison den WM-Titel verteidigen kann.
Der Saisonstart lief dann gleich perfekt für mich und ich konnte direkt die ersten drei Rennen für mich entscheiden.
Aber das erneut bereits vier Rennen vor Ablauf der Saison alles in trockenen Tüchern ist, damit habe ich vor der Saison natürlich nicht gerechnet.

 

Du bist erst der zweite Fahrer der Ligageschichte, der mehr als zwei Titel holen konnte und das ähnlich dominant wie damals Kevin Pflüger. Zudem wärst du aktuell in der ewigen Bestenliste 28 Punkte vor Ralf Bohnert, hast also auch dort schon sicher einen Platz gut gemacht und befindest dich damit in den Top 3 der Ligageschichte was eingefahrene WM-Punkte angeht. Wie sehr schaust du auf solche Statistiken und wie stolz bist du darauf? Oder lässt dich das alles kalt?

Tobi: Bis kurz vor Beginn dieser Saison hatte ich erst einmal in die Bestenliste geschaut und das war Mitte 2016 als ich der Liga beigetreten bin.
Da habe ich doch nicht schlecht gestaunt, dass mein Name schon so weit oben auftaucht.
Das ich mittlerweile in den Top 3 der Ligageschichte bin, macht mich definitiv sehr stolz.

Aber Statistiken sind für mich nicht die Priorität, klar Statistiken gehören schon gewissermaßen dazu, aber in erster Linie steht für mich immer noch der Spaß am Fahren und die netten Abende mit den vielen tollen Menschen hier in der Liga.

Du konntest 13 von 15 Rennen gewinnen – davon die meisten sehr kontrolliert. Nur Mark Zopp und Kai Engelsiepen konnten dich hier und da etwas ärgern. Wie erhält man da die Motivation aufrecht und willst du auch im kommenden Jahr voll angreifen?

Tobi: Das Rennen in China ist mir noch sehr gut in Erinnerung, das war schon ein harter Kampf mit Mark über die komplette Renndistanz. Aber auch mit Kai hatte ich beispielsweise in Kanada einen tollen Fight, unglücklicherweise schaltete Kai auf der ersten geraden irgendwie in den Leerlauf und sein Motor ging in Rauch auf. Ich denke dort hätten wir sonst auch bis zum Rennende gegeneinander um den Sieg gekämpft.

Bezüglich der Motivation muss ich aber ganz ehrlich gestehen, dass diese nach meiner Titelverteidigung nicht mehr auf dem gleichen Niveau ist wie noch die Rennen zuvor.
Am Renntag die letzten noch fehlenden Mindestrunden zu absolvieren ist davor eigentlich nicht vorgekommen.
Allerdings bin ich seit die Entscheidung im WM-Kampf gefallen ist, vor den Rennen so entspannt wie noch nie.
Sonst spüre ich immer eine gewisse Aufregung, doch als ich zum Beispiel in der Startaufstellung zum Großen Preis von Japan stand war ich total entspannt, der Druck war wie weggeblasen und da war nur die Vorfreude auf das bevorstehende Rennen.

Siehst du fürs kommende Jahr überhaupt ernsthafte Gegner für dich? Welche Fahrer meinst du können dir im kommenden Jahr das Leben schwer machen?

Tobi: Da fallen mir schon einige Namen ein. Kai zähle ich selbstverständlich zu diesen, denn er hat dieses Jahr in vielen Rennen eine wirklich starke Pace gehabt und so langsam deutet sich auch an, dass er die Reifen besser gemanagt bekommt als noch in den Jahren zuvor.
Er hat in dieser Saison in einigen Rennen teilweise extremes Pech gehabt, sei es durch Unfälle am Start, Verbindungsabbrüche und den Motorschaden in Kanada.

Dadurch hat er aktuell noch hart um den zweiten Platz in der Meisterschaft zu kämpfen, den er ansonsten wohl schon lange sicher gehabt hätte und auch der Titelkampf wäre so länger spannend geblieben.
Ich bin mir sicher, dass man von ihm in der nächsten Saison sehr viel erwarten kann.

Als nächstes ist Mark, Kais direkter Konkurrent um Platz Zwei in der Fahrerwertung, zu nennen. Auch er hat im Verlauf der Saison oft eine starke Pace gezeigt und ist Kai im Bezug auf das Reifenmanagement einen Schritt voraus.
Doch auch er hat sich durch teils etwas übermotivierte Aktionen in der erste Kurve mancher Rennen um wertvolle Punkte gebracht.

Jetzt in Austin hat sich gezeigt, dass er wohl seine Lehren aus seinen Fehlern gezogen hat und am Start doch eher mal nicht auf volles Risiko geht und besser nochmal zurücksteckt.
Momentan fehlt im etwas die Zeit in der Vorbereitung, doch trotzdem zeigt er in den Rennen immer starke Leistungen.

Ich bin gespannt wie es dann nächstes Jahr aussehen wird, wenn er wieder mehr Zeit für die Vorbereitung und in die Setuparbeit investieren kann.
Andreas hätte ich hier ebenfalls noch in der Auswahl. Insbesondere auf eine schnelle Runde gehört er für mich zu den besten Fahrern hier in der Liga.

Im Rennen kann er es dann leider meistens nicht so umsetzen wie noch in der Qualifikation.
Wenn er seine Pace im Rennen steigern und seine Problematik mit der Reifenhaltbarkeit lösen kann, sehe ich ihn im Kreis der Titelaspiranten.
Das wären zum aktuellen Zeitpunkt meine drei Hauptkonkurrenten für die kommende Saison.
Als kleines Fragezeichen in meine Liste möchte ich aber noch Ralf hinzuzählen, der nach einer längeren Pause seit dieser Saison auch wieder mit am Start ist.
Er stand vor der Saison noch auf dem dritten Platz in der ewigen Bestenliste, hat bereits zwei WM- Titel gewonnen und enorm viel Rennerfahrung aus vielen Jahren Ligabetrieb.
In einigen Rennen hat er schon aufzeigen können, dass er immer noch schnell sein kann.
Wenn er nächstes Jahr von Beginn an mit dabei sein kann, bin ich fest davon überzeugt, dass auch er ein Wörtchen im Titelkampf mitreden kann.
Aber wer weiß, vielleicht bekommen wir noch den ein oder anderen neuen Fahrer dazu, der auf Anhieb vorne mitfahren kann oder es erstarkt jemand gänzlich anderes, den man jetzt so noch nicht auf der Rechnung hat.

Für deinen Teamkollegen Daniel lief es in diesem Jahr nicht besonders reibungslos. Er war, schuldig oder nicht, in viele Zwischenfälle und Proteste verwickelt. Dennoch seid ihr insgesamt als Team auch kaum zu schlagen. Wie siehst du die Zusammenarbeit mit Daniel und gibt es euch auch 2020 als Fahrerpaarung – wenn ja, in welchem Team?

Tobi: Daniel hat wahrlich eine wirklich schwere Saison hinter sich. Der Saisonstart lief mit Platz vier noch vielversprechend, doch danach konnte er nur noch selten ähnlich gute Ergebnisse einfahren.

Das lag eben auch an den angesprochenen Zwischenfällen in die er, sei es aus eigenem Verschulden oder durch Fremdverschulden, immer wieder verwickelt wurde.
Aus seiner Sicht würde es wohl äußerst schwer fallen ein nur ansatzweise positives Fazit zu dieser Saison zu ziehen.

Trotz aller Umstände und Vorfälle, liegen wir aktuell mit 65 Punkten vor Ferrari erneut auf Platz Eins in der Teamwertung.
Wenn in Brasilien jetzt nicht alles gegen uns läuft, sollten wir uns dort auch den Titel in der Team- WM zum dritten Mal in Folge sichern können, sofern ich mich hier jetzt nicht vollkommen verrechnet habe.

Wie es im nächsten Jahr aussieht… Das ist leider zum Stand heute alles noch mehr als ungewiss. Jetzt heißt es erstmal die Saison noch zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen.
Alles Weitere werden wir nach Ablauf der aktuellen Saison klären.
Ob es nächste Jahr die gleiche Fahrerpaarung bei Renault oder einem anderen Team zu sehen gibt, ist natürlich komplett abhängig davon wie Daniel sich bezüglich seiner Zukunft in der Liga entscheidet.

Nun ist noch ein Rennen zu fahren. Gehst du es nun mit dem Titel in der Tasche gemütlicher an, oder ist es dein Ziel auch das verbleibende Rennen zu gewinnen? Liegt dir Abu Dhabi?

Tobi: Wie oben schon angesprochen, ist die Anspannung und der Druck vor den Rennen nach meinem erneuten Titelgewinn fast gänzlich von mir abgefallen.
Jetzt freue ich mich einfach auf das letzte Rennen.
Brasilien ist aber im Vergleich zu Abu Dhabi die schönere Strecke gewesen, schon alleine vom Streckenlayout.

Möchte ich das letzte Rennen auch noch gewinnen?
Natürlich möchte ich das, denn das läge nicht in meiner Natur an einem Rennen teilzunehmen ohne das Ziel zu haben das Rennen gewinnen zu wollen.
Sollte es aber mit weiteren Siegen nicht funktionieren, dann kann ich nach dieser unglaublichen Saison darüber überhaupt nicht böse sein.
Ich möchte das letzte Rennen einfach noch genießen und hoffentlich noch den ein oder anderen tollen Zweikampf auf der Strecke führen.

Vielen Dank Tobias für deine Zeit. Das Presseteam wünscht dir für den Rest der Saison viel Erfolg und gratuliert nochmals ganz herzlich zum Titel und der tollen Leistung!

Tobi: Vielen Dank für das Interview, ich hoffe ich konnte eure Fragen zufriedenstellend beantworten und den Lesern einen etwas detaillierteren Einblick geben.