Gredore: „Wenn man einmal gewonnen hat, wird man süchtig danach“

Adrian, Glückwunsch zu deinem ersten Sieg in der Formel 1. Was für ein Auftaktrennen für dich. Erst um 18 hundertstel auf die Poleposition gefahren und das Rennen dann mit 0.123 sekunden vor Andy beendet. Wie war die erste Reaktion nach dem Rennen? Hast du schon alles realisiert?
Adrian Gredore: Das war eine ganz komische Zieleinfahrt. Die letzten Runden war ich mehr mit Andy beschäftigt, als mit meinem eigenen Auto. Ich habe mich auf ihn so eingeschossen und konzentriert, dass ich selbst nach der Zieleinfahrt nur darauf geachtet habe, was er so macht. Wir standen dann irgendwann kurz nebeneinander und ich habe da noch nicht realisiert, dass ich gewonnen habe. Nur darauf geachtet, wie er sich verhält.

Aber sofort als Andy in die Box gegangen ist, kam der Jubelschrei. Ich weiß nicht mehr, was ich geschrien habe. Was ich weiß ist, dass es sehr laut war. Jeder Blick auf das Ergebnis und die Tabelle hat mir ein grinsen ins Gesicht gezaubert. Ein sensationeller Auftakt für mich, von dem ich bis dahin nur träumen konnte. Auch wenn es nicht schlecht aussah, hätte ich den Sieg nicht erwartet. Umso schöner ist er.

Viele halten dich jetzt schon für einen möglichen Titelkandidaten 2011. Wie gehst du mit der Situation um und vor allem, wie denkst du selber über dieses Thema?

Adrian Gredore: Wenn man das erste Rennen gewinnt, dann ist man automatisch ein Titelkandidat sein. Aber ich sehe es absichtlich anders. Ich bin jetzt erst neu in die Favoritengruppe dazu gekommen. Da kann man nicht gleich erwarten, dass man auch die Weltmeisterschaft gewinnt.

Nach dem ich mein Minimalziel schon erreicht habe, ist das nächste Ziel, so viele Siege wie möglich feiern zu können. Wenn man einmal gewonnen hat, wird man süchtig danach. In der Fahrerwertung ist der dritte Platz mein Ziel, in der Teamwertung der zweite. Mit diesen Zielen mache ich mir nicht zu viel Druck, da sie realistisch sind. Der logische Schritt wäre, in der nächsten Saison das Ziel auszusprechen, Weltmeister werden zu wollen

Durch den Unfall direkt am Start konnte dein Teamkollege leider nicht so glänzen wie du. Aber dennoch konnte er ein paar Punkte einfahren. Denkst du das es diese Saison mit diesem Teamkollege vielleicht sogar die Chance auf Platz 1 in der Konstrukteurswertung gibt?

Um die Chance auf P1 in der Teamwertung zu haben, müsste ich auf Kevs Niveau fahren und Kai auf Andys. Das wird für uns beide sehr sehr schwer und deshalb wird es erst möglich, falls die McLarens patzen.

Auch wenn Kai im ersten Rennen Pech hatte und auch von den Zeiten noch nicht ganz so konkurrenzfähig war, will ich keinen anderen Teamkollegen. Wir ergänzen uns sehr gut und die Teamarbeit bei uns ist Weltklasse. Auch dass er das Rennen nach dem Unfall am Start und der dreiminütigen ersten Runde noch zuende gefahren ist und ein paar Punkte sammeln konnte, zeigt, dass er hungrig und professionell ist.

Genau diese Kombination erwarte ich von meinen Teamkollegen und er erfüllt dieses vorzüglich. Das ganze Team ist stolz auf diese Fahrerkombination und hofft, dass es auch in Zukunft so bleibt.

Wie gehst du das nächste Rennen in Bahrain, welches am 18. März stattfindet, nach diesem Erflog an? Ist das Trainingsprogramm wieder genauso Intensiv wie in Australien?

Das Rennen in Bahrain kann ich viel lockerer angehen. Ich habe nicht mehr diesen Druck, unbedingt gewinnen zu wollen. Ich kann jetzt mehr an die Wertung denken, muss nichts mehr großartig riskieren und kann somit entspannt ins nächste Rennen gehen.

Das Trainingsprogramm ändert sich nie. Jedoch scheinen die anderen besser auf der Strecke klar zu kommen, als ich. Ich denke, ich kann den Abstand in den nächsten zwei Wochen noch verkleinern. Aber ganz an die Spitze zu kommen wird sehr schwer für mich. Dazu ist die neu dazu gekommene Konkurrenz in Form von Spieler, Bohn und Flash sehr viel stärker als in Australien. Auch mein Teamkollege Kai kommt sehr gut klar und könnte für eine kleine Überraschung sorgen. Ich konzentriere mich aufs Podest. P3 wäre wohl eine gute und realistische Position für mich und eine erfolgreiche Schadensbegrenzung.

Schon vor der Saison habe ich zu Kai gesagt, in Malaysia werde ich gewinnen. Somit muss ich in Bahrain irgendwie durchkommen, so viele Punkte wie möglich sammeln und dann wird im übernächsten Rennen wieder zurückgeschlagen. So sind zumindest die Ziele, aber die anderen Fahrer werden es mir sicher nicht einfach machen. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Rennen.

Im Namen des Presseteams bedanke ich mich für das Interview und wünsche dir viel Glück für den Kampf um die Weltmeisterschaft.