Gredore: „Das Ziel für diese Saison sind Siege.“
Herr Gredore, wie würdest du die erste Virgin Saison beschreiben? Und kann die gesammelte Erfahrung durch die Pole Position in Suzuka und den vielen Podestplätzen deinerseits in der kommenden Saison helfen?
Gredore: Die erste Saison war für Virgin und wohl alle anderen auch eine große Überraschung. Iceman und ich konnten aus einem Newcomer Team in nur einer einzigen Saison ein etabliertes Team machen. Wir wurden anfangs sicherlich unterschätzt, konnten aber allen Kritikern beweisen, dass wir zusammen ein starkes Team sind und gute Leistungen einfahren können.
Erfahrung hatte ich auch vor der Saison genug. Brauchte nur zwei Rennen, um rein zu kommen. Das einzige was sich aus meiner Sicht 2011 ändert, ist, dass wir neue Autos kriegen. Als ich vor einem Jahr das erste mal ins Auto stieg, hatten die meisten schon eine ganze Saison an Erfahrung mit dem Fahrverhalten der Boliden. Jetzt fangen alle von Null an und somit haben alle die gleichen Chancen. Wie sich das auswirkt, wird sich noch zeigen. Die Podestplätze und die Poleposition haben eher das Selbstvertrauen gesteigert. Das könnte hilfreich sein.
So wie wir das bei den Testfahrten beobachten konnten, scheinst du sehr gut mit der neuen Fahrphysik deines Boliden zurecht zu kommen, das Übersteuern und die neuen Reifen hast du
scheinbar gut im Griff.
Denkst du dass der neue Virgin Siegfähig ist?
Gredore: Das Ziel für diese Saison sind Siege. Das Mindestziel ist wenigstens einmal nach dem Rennen ganz oben zu stehen. Es ist aber schwer vorherzusagen, wie sich die Saison entwickeln wird. Von vielen Fahrern hat man bis jetzt keine oder sehr wenige Zeiten gesehen. Man muss wohl bis zum ersten Rennen warten, um eine genauere Tendenz zu haben. Was man jedoch bis jetzt gesehen hat, stimmt mich sehr positiv. Vor allem weil ich teilweise mit Bohn und Andy mit halten konnte. Ob das in den Rennen auch der Fall sein wird, weiß ich noch nicht. Trotzdem gehe ich mit einem richtig guten Gefühl in das neue Jahr und will versuchen, eine noch bessere Saison zu fahren, als 2010.
Ist die Zuversicht im Team groß, nachdem man völlig unerwartet das Jahr als zweiter in der Konstrukteurswertung beendete,
dass sie die Leistung des Vorjahres sogar noch toppen können ?
Gredore: Ein erster Platz in der Konstrukteurswertung ist ausgeschlossen. Den werden wieder Kev und Andy im McLaren locker und mit hohem Vorsprung einfahren. Ich denke trotzdem, dass wir die letzte Saison noch toppen können. Falls wir dieses Jahr wieder zweiter werden sollten, wäre es ein größerer Verdienst, als 2010. Bohn und Jurek werden im Ferrari schwer zu schlagen sein, wenn dieses Mal keine Verletzung auftritt. Flash wird auch viele Punkte für Renault sammeln. Dazu kommen neue Fahrerkombinationen wie bei Toro Rosso mit Oliver Reich und Edgar Ostermann. Die schätze ich auch sehr stark ein. Falls Thomas Spieler Gerüchten zu folge tatsächlich einen Platz im Mercedes GP kriegt und RoadRebel regelmäßig fährt, werden auch die ein starkes Duo bilden. Wie man sieht, haben wir deutlich mehr Konkurrenz und falls wir unseren zweiten Platz verteidigen können, dann wäre es ein Wahnsinns Ergebnis für uns.
Zwei Dinge machen mich sehr zuversichtlich. Zum einen, die neuen Autos. Zum anderen ist Iceman jetzt eine Saison gefahren und hat jetzt deutlich mehr Erfahrung. Jetzt kann er von Anfang an aus dem vollen Schöpfen und benötigt nicht noch eine halbe Saison, bis er Ergebnisse einfährt. Ich denke, wir sind sehr gut aufgestellt und ein heißer Kandidat, um wieder direkt hinter McLaren zu stehen.
Es wird eine durchaus interessante Saison 2011 werden. Viele Änderungen kommen auf uns zu,
und das neue Punktesystem weckt auch Hoffnung für die „kleinen“ Teams. Wie schätzt du die neuen Fahrer, wie zum Beispiel Briano oder Thomasspieler ein?
Gredore: Briano hat schon bisschen was gezeigt. Er hat einen sehr guten Speed. Ist aber auch noch sehr unerfahren. Viele Fehler und fehlende Konstanz werden ihn noch viele Punkte kosten. Aber der reine Speed, den er an den Tag legt, lässt darauf schließen, dass er bald durchaus weiter vorne fahren wird. Mit mehr Erfahrung wird er sich sicherlich zu einem Podestkandidaten entwickeln.
Bei Thomas Spieler ist es etwas anderes. Er kommt zwar neu in die Königsklasse, bringt aber trotzdem schon Erfahrung mit. Sein Speed war in den wenigen Tests ausgezeichnet. Ob er eine Eingewöhnungsphase braucht, weiß ich nicht. Wenn ja, wird sie aber nicht lange dauern. Ich bin sicher, er wird so einige Leute überraschen. Ich habe ihn auf dem Zettel und werde ihn nicht unterschätzen. Ein Kandidat, dem ich im Auto in den nächsten 16 Rennen sicherlich noch das eine oder andere mal über dem „Weg“ laufen werde.
Im Namen des Presseteams bedanke ich mich für das Interview und wünsche dir viel Glück für die neue Saison.