Emanuel Gerer „Man kann wohl sagen, dass die Saison 2019 in technischer Hinsicht für mich eine mittlere Katastrophe war.“

Guten Morgen Emanuel, vielen Dank das du dir einen Moment Zeit für ein Interview nimmst!

Was die Technik anging lief die Saison 2019 für dich alles andere gut und du musstest von Beginn an permanent unter Funktionsstörungen von rFactor? oder der Liga Mod? leiden. Leider konnten diese Funktionsstörungen trotz aller Bemühungen nicht behoben werden und so haben diese dich dann auch bis zum Ende der Saison 2019 begleitet. Wie hast du dich über die Zeit immer wieder dazu motiviert den Problemen zu trotzen und weiterzumachen?

Emanuel Gerer: Man kann wohl sagen, dass die Saison 2019 in technischer Hinsicht für mich eine mittlere Katastrophe war. Die Probleme hatte ich leider nur beim Online fahren in unserer Liga und diese waren sehr vielfältig und nicht reproduzierbar: Kein Joinen am Ligaserver möglich; unvermittelt vom Server fliegen oder ständig beim Drücken der ESC-Taste (wenn ich also in die Box möchte) vom Server fliegen. Die vorerwähnten letzten beiden Malversationen waren besonders an den Renntagen doch belastend für mich. So bin ich beim Einfahren vor dem Rennen so wenig wie möglich gefahren, um nicht vom Server zu fliegen: das Gleiche hat für das Warmup gegolten: das habe ich zuletzt sogar immer ausgelassen (bin nicht auf die Strecke gefahren, um nich rauszufliegen). Das Qualifying war auch immer eine Zitterpartie; und vom Rennen möchte ich gar nicht reden: es ist nicht optimal, wenn du immer mit der „Angst“ fährst, dass du jederzeit rausfliegen kannst (ist ja auch zweimal unvermittelt passiert). Nun zur Beantwortung deiner Frage, wie ich meine Motivation trotzdem aufrecht halten konnte?: Ganz einfach: es macht unheimlich Spaß mit den Fahrerkollegen zu racen. Natürlich ist man immer wieder auch mal total frustriert, wenn man solche technische Probleme hat; aber dann gibt es auch die Rennen, wo alles glatt ging und man einen Heidenspaß hatte. Leider sind dann ja gegen Ende der Saison immer mehr Fahrerkollegen von den gleichen Problemen wie ich betroffen gewesen (ich war ja von Anfang an betroffen und lange Zeit alleine mit diesen). Ich bin aber sehr optimistisch, dass wir dieses unerfreuliche Kapitel mit der Einführung unseres 2020er Mods schließen können.

Ungeachtet der technischen Probleme welche dich über die Saison 2019 geplagt haben war es aber eine starke Saison die du gefahren bist! Besonders nach dem großen Preis von England in Silverstone konnte man einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. In Belgien bist du nach Aserbaidschan das zweite Mal in die Top 10 gefahren und nach Italien wo du nicht an den Start gegangen bist und den beiden Ausfällen in Singapur und Deutschland, bist du in allen darauffolgenden Rennen konstant in die Top 10 gefahren. Wie zufrieden bist du über die Saison gesehen mit deiner Leitung?

Emanuel Gerer: Mein Ziel in dieser Saison war es, im Rennen nicht überrundet zu werden. Das ist mir das eine Mal besser und das andere Mal schlechter gelungen. Gegen Ende der Saison hat dies eher gut geklappt und ich hoffe, dass ich in 2020 daran anschließen kann und ich es noch etwas häufiger schaffen werde. Ich bin in der 2019er Saison deutlich besser geworden als in der Debutsaison 2018: und von daher bin ich mit meiner Leistung zufrieden.

Zum Ende der Saison und auf Grund deiner Ausfälle in Singapur und Deutschland entpuppte sich plötzlich der Haas Pilot Olaf Zopp noch zum ernsthaften Gegner. Innerhalb von zwei Rennen konnte er 10 Punkte Rückstand in 10 Punkte Vorsprung verwandeln und so blieb es bis zum letzten Rennen richtig spannend zwischen euch. Zum Saisonfinale in Abu Dhabi reistest du mit 6 Punkte Rückstand auf dem Haas Piloten an, aber nach einem starken Rennen und einem extrem starken 4. Platz konntest du den Haas Piloten um einem Punkt schlagen und dir damit den 12. Platz in der Meisterschaft sichern. Hattest du das vor dem Rennen so auf dem Schirm oder wurdest du vom Rennergebnis selbst überrascht?

Emanuel Gerer: Also ehrlich gesagt, hatte ich die ganze Saison niemals auf den WM-Stand geachtet. Unmittelbar nach dem Rennen in Abu Dhabi hat mich Tobias Stolp erst darauf aufmerksam gemacht, dass ich Olaf Zopp noch in der finalen WM-Wertung überholt hatte. Hinsichtlich des 4. Platzes in Abu Dhabi – der mich extrem gefreut hat – war ich schon vor dem Rennen zuversichtlich, dass es ein gutes Ergebnis werden könnte. Vielleicht wäre noch etwas mehr drinnen gewesen (zumindest näher am dritten Platz), wenn ich mich nicht kurz vor dem Qualifying dafür entschieden hätte mit etwas mehr Heckflügel zu fahren und somit die Zeiten im Rennen doch langsamer waren als es bei der Longrun-Simulation der Fall war (und ich darüber hinaus auch noch am Renntag krank war). Auf der anderen Seite muss man die Kirche auch im Dorf lassen, denn es haben beim Saisonfinale sehr starke Fahrer gefehlt (Christian Boll, Christian und Gert Wickom, Mario Söllner, etc.). Nein, aber der 4. Platz hat mich trotzdem sehr gefreut.

Du fährst jetzt die zweite Saison für Williams. In der letztjährigen Saison bist du dort mit Thomas Walter gefahren, der jedoch in der Saison 2018 insgesamt nur 4 Rennen für Williams bestritten hat. Das hieß für dich praktisch keinen Teamkollegen zu haben mit dem du dich bei der Abstimmung der Fahrzeuge hättest austauschen können und du warst auf dich alleine gestellt. Zu Beginn der Saison 2019 ist dann Gert Wickom nach Williams gekommen und auch in der Saison 2020 werden wir dich gemeinsam mit Gert Wickom bei Williams fahren sehen. Konntest du über die Saison 2019 von der Erfahrung deines Teamkollegen profitieren und hat dies mit zu deiner guten Saisonleistung beigetragen?

Emanuel Gerer: Also ich bin total happy, dass ich Gert an meiner Seite als Teamkollege habe. Er ist ein extrem netter Typ und ein sehr erfahrener Fahrer. Leider hatte er diese Saison (insbesondere in der zweiten Jahreshälfte) auch des öfteren technische Probleme, was es ihm nicht ermöglichte an dem einen oderen anderen Rennen teilzunehmen. Wir trainieren auch sehr oft zu unterschiedlichen Zeiten (wir trafen uns zumeist erst am Rennabend das erste Mal) und somit hielt sich der Setup-Austausch in Grenzen. Mit dem Austausch von Setups ist es ohnehin nicht ganz so einfach, da Gert oft mit mehr Frontflügel fährt als ich (ist seinem Lenkrad geschuldet). Aber ich hoffe, dass wir in 2020 gemeinsam noch erfolgreicher sein werden.

Die Saison 2019 ist jetzt vorüber. Wenn du nun ein Fazit ziehen müsstest, wie würde es aussehen?

Emanuel Gerer: Wie bereits erwähnt, bin ich summa summarum mit der 2019er-Saison dahingehend zufrieden, als ich meine Performance gegenüber der 2018er-Debutsaison steigern konnte.

Jetzt ist Winterpause und sicherlich auch etwas chillen angesagt bevor dann gegen März 2020 die neue Saison beginnt. Was sind deine gesteckten Ziele für die kommende Saison?

Emanuel Gerer: Mein Ziel bleibt das gleiche wie in 2019: im Rennen nicht überrundet werden und meine Performance nochmals etwas steigern. Dann wäre ich happy.

Gibt es irgendetwas das du uns oder der Liga allgemein zum Jahreswechsel mit auf dem Weg geben möchtest?

Emanuel Gerer: Es war eine super Entscheidung, als ich mich vor 2 Jahren entschlossen habe, in die Liga einzutreten. Es macht einfach unheimlich Spaß dabei zu sein. Mein besonderer Dank gilt all den Kollegen, die es ermöglichen, dass der Ligabetrieb in dieser Form aufrecht erhalten werden kann. Um nur einige zu erwähnen: unser Administratoren-Team (Christian Boll, Kai Engelsiepen und Tobias Stolp), die Protest-Gruppe (Jürgen Bechtel, Andreas Frommherz) und unsere Pressesprecher (Mark und Olaf Zopp). Und natürlich auch an alle anderen Fahrerkollegen; denn ohne die wären ja die spannenden gemeinsamen Rennen nicht möglich.

Das war es dann auch schon Emanuel, noch einmal vielen Dank für das Interview, eine erholsame Winterpause, ein gutes und gesundes neues Jahr und viel Erfolg in der Saison 2020!

Emanuel Gerer: Ich danke euch für das Interview und wünsche unseren Followern und meinen Fahrerkollegen alles Gute für 2020 und ich freue mich bereits auf eine neue spannende Saison mit euch allen.