Christian Boll: „Ich werde Kai bestmöglich unterstützen“

Rücktritt vor Saisonbeginn, Comeback, ohne auch nur ein einziges Rennen verpasst zu haben, dann ein schwieriger Saisonauftakt, mit Unfall in Australien. Nach einer Saison mit vielen Hochs und Tiefs steht ein Neunter Platz in der Fahrer-WM, viel wichtiger aber, im allerletzten Rennen konntest du dir mit deinem Teamkollegen die Meisterschaft in der Konstrukteurs-WM sichern. Beschreibe uns deine Saison doch einmal aus deiner Sicht und wie zufrieden bist du mit ihrem Verlauf?

Christian: Wie du schon sagts, war die Saison eine echte Achterbahnfahrt. Ich weiß gar nicht wie das beschreiben soll. Ich hatte gerade zum Anfang der Saison, große Probleme mit Setup und Fahrzeug. Was sich dann auch in Melbourne oder in Monaco gezeigt hat. Es hat sehr lange gedauert bis wir das als Team in den Griff bekommen haben. Außerdem gab es noch einige Unfälle die nicht hätten sein müssen, und mich wichtige Punkte gekostet haben. Die Teilweise auf mein Konto gingen, teilweise ich aber auch keine Chance hatte diese zu verhindern. Jedoch gab es auch in dieser Saison einige schöne Momente, wie zum Beispiel das Podium in Silverstone. Zufrieden kann ich mit dem Verlauf meiner Saison nicht sein, jedoch bin stolz auf das, was wir als Team erreicht haben.

Für viele kam der Titelgewinn in der Konstrukteursmeisterschaft überraschend. Nach dem zehnten Rennen der Saison hattet ihr noch 50 Punkte Rückstand auf Alpine. Und auch nach dem Rücktritt von Tobias Stolp haben nicht wenige eher Tyrrell, zu dem Zeitpunkt auch noch 30 Punkte vor euch, als den heißesten Anwärter betrachtet, Alpine noch abzufangen. Wann habt ihr selber angefangen, daran zu glauben, dass es mit dem Titelgewinn doch noch klappen kann?

Christian: Gehofft hat man es schon, als Tobias bekannt gegeben hat, das er sich für den Rest der Saison abmeldet und sich eine Auszeit nimmt. Nur wussten wir auch das Tyrrell dieses Jahr sehr stark ist, und das ganze nicht leicht wird. Wirklich daran geglaubt haben wir erst im letzten Rennen. Es kann in einem Rennen soviel passieren, auf das man keinen Einfluss hat. Und wirklich sicher sein, kann man sich erst nach der Zieldurchfahrt im letzten Rennen.

Gerade zu Beginn der letzten Saison konnte man den Eindruck gewinnen, dass du dich ein bisschen schwer getan hast mit der 2021er Fahrzeuggeneration. In den ersten sieben Rennen musstest du dreimal dein Fahrzeug vorzeitig abstellen, deine besten Platzierungen waren zwei siebte Plätze in Bahrain und Aserbaidschan. Danach hast du dich aber eindrucksvoll zurückgemeldet und auch in der zweiten Saisonhälfte gut und konstant gepunktet. Wann ist der Knoten geplatzt und vor allem, was hat ihn zum Platzen gebracht?

Christian: Ich denke der Knoten ist in Silverstone geplatzt. Wir haben gut zusammen gearbeitet und versucht unser Setup stetig zu verbessern, um unsere Probleme in den Griff zu bekommen. Jedoch hatte ich zu Beginn der Saison so große Probleme, das ich auch angefangen habe an mir zu zweifeln. Auch wenn das Setup gut war, hatte ich kein Vertrauen ins Auto. Der dritte Platz in Silverstone hat mir einiges an Selbstvertrauen zurück gegeben, was letztlich den Knoten zum platzen gebracht hat.

Vor kurzem habe ich mit Christian Wickom gesprochen, der in 13 Jahren in der Liga schon die ein oder andere Funktion ausgeübt hat. Auch du gehörst zu denjenigen die schon sehr lange dabei sind. Das Jahr 2022 wird deine 12. Saison in der Liga sein. Auch wenn du nicht mehr als Admin tätig bist, bist du heimlich so etwas wie der Technik-Chef der Liga. Was genau sind da deine Aufgaben und wo liegen die Schwierigkeiten beziehungsweise Herausforderungen?

Christian: Meine Aufgaben sind vielfältig. Ich kümmere mich um die rFactor 2 Server, mache Updates, entferne Datenmüll usw. Ähnlich verhält es sich bei unserem Teamspeak, Championchip Manager und der Hotlapliste. Da geht es in erster Linie um Instandhaltung. Ein weiterer Aufgabenbereich ist unsere Mod. Wo auch die größte Herausforderung liegt. Das geht es darum Fehler zu finden und zu beseitigen sowie die Wünsche der Fahrer und Admins um zu setzten. Was nicht immer einfach ist, und mir leider auch nicht immer gelingt.

Auch in diesem Jahr wird die Liga wieder auf eine komplett neue Modifikation setzen. Wie schwierig ist es für dich in der Vorbereitung, deine technische Aufgaben mit der Rolle als Fahrer zu verbinden? Wie kommst du bisher mit der neuen Mod zurecht und mit welchen Erwartungen gehst du in die neue Saison?

Christian: Die Aufgaben zu verbinden, ist zeitlich gesehen, nicht immer einfach. Jedoch gehen die Arbeiten an der Mod, vor meiner Trainingszeit. Leider hat das auch zur folge, das mein Start in eine neue Saison nicht immer einfach ist. Dieses Jahr sieht es aber ganz gut aus. Da es doch zu einigen Problemen mit der neuen Mod kam, wurde in letzter Minute entschieden, auf Sicherheit zu gehen und die letztjährige Mod weiter zu nutzen. Erwartungen habe ich eigentlich nicht, ich hoffe einfach, das ich den Aufwärtstrend des letzten Jahres mitnehmen kann, um mich weiter zu steigern.

Ohne den Rekordmeister und Dauersieger der vergangenen Jahre Tobias Stolp handeln viele deinen Teamkollegen Kai Engelsiepen als Topfavoriten für die kommende Saison. Siehst du das Ähnlich? Wer kann ihm gefährlich werden? Und wo landest du und dein Team in der kommenden Saison?

Christian: Ich sehe ihn auf jeden fall als einer der Favoriten an. Jedoch gehen dieses Jahr wieder viele starke Fahrer an den Start. Ich denke das Ralf Bohnert sowie Mario Söllner oder auch noch einige andere da ein Wörtchen mitreden werden. Ich werde jedoch versuchen, ihn bestmöglich zu unterstützen. Und natürlich hoffe ich, dass wir die Team-WM verteidigen können.