Adrian Gredore: „Wichtig ist für mich, immer auf das Podest zukommen und nicht auszufallen.“

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg Adrian, hast du nach diesem Qualy noch damit gerechnet am Ende doch ganz oben zustehen?
Adrian Gredore: Selbst vor dem Qualy habe ich damit nicht gerechnet. Kevin Pflüger und Thomas Spieler schienen zu stark zu sein auf ihren harten Reifen. In den Testrennen waren die genau so schnell auf den harten wie ich auf den weichen Reifen. Da kannst du natürlich nicht davon ausgehen, dass plötzlich Kevin einen Frühstart macht und Thomas von Brian Klaes aufgehalten wird.

Diesmal bist du nur von P4 gestartet, wolltest du am Start direkt Druck machen?

Adrian Gredore: Im Qualy war mein Ziel P3. Es sah auch gut aus, bis Ralf Bohnert eine Zeit rausgehauen hat, die ihn glaub ich selber überrascht hat. P3 war wichtig, weil es hier sehr eng auf der Start-Ziel-Geraden ist und wenn vor dir drei Autos nebeneinander sind, dann kannst du noch so schnell starten: vorbei kommst du nicht.

Deshalb war mein Ziel erst einmal, von P4 sicher um die erste Kurve herum zu kommen. Aber als Kevin seinen Frühstart hatte, schlug meine Stunde. Ich wusste, Kevin wird sich von hinten nach seiner Strafe wieder vorkämpfen. Um vor ihm zu bleiben, muss ich so schnell wie möglich an Ralf und Thomas vorbei und dann pushen. Das es dann schon vor Eau Rouge der Fall sein wird, hat mich selber erstaunt.

Ich war da auch erst am zögern, ob ich wirklich an beiden vorbei ziehen soll. Ungefährlich war die Situation nicht und das hätte auch ganz anders ausgehen können. Aber als ich an Kevin dachte, wusste ich, ich muss es einfach riskieren. Am Ende war es die goldrichtige Entscheidung. Ein dank geht aber auch an Thomas Spieler, der sich da sehr fair verhalten hat. Es gibt nicht viele Fahrer, bei denen so etwas gut geht.

Das Rennen hat sich nach deinen Vorstellungen entwickelt. War es eher vorne weg fahren oder musstest du jede Runde alles aus dir rausholen?

Adrian Gredore: Wenn die Definition von vorne weg fahren das ist, was Kevin Pflüger immer wieder macht, dann nein. Ich musste jede Runde pushen. Bei jedem kleinsten Fehler hatte ich Angst, dass genau die Zeit am Ende fehlen wird. Damit hatte ich auch Recht, denn Thomas war nur 0,4 Sekunden hinter mir ins Ziel gekommen. Ich war ziemlich platt nach dem Rennen, da es zusätzlich hier sehr warm war.

Aber insgesamt war das Rennen fast wie ein Geschenk für mich. Kevin Pflüger machte einen Frühstart, Thomas Spieler hat durch die Zweikämpfe mit Brian Klaes Zeit verloren und leider ist auch Ralf Bohnert ausgefallen. So lange es eigene Fehler sind, ist der Fahrer auch im Endeffekt selber schuld. Kommt man aber unverschuldet am Ende des Rennens auf P9, hat das eine gewisse Tragik bei dieser WM-Situation. Sehr schade für ihn. Aus dem Rennen in Bahrain, wo mir so etwas ähnliches auch passierte, kenne ich das sehr gut.

In der WM konntest du dein Vorsprung ausbauen. Werden wir trotzdem in Monza alles von dir sehen oder fährst du schon auf Schonprogramm?

Adrian Gredore: Schonprogramm ist sicher das falsche Wort und alles geben tue ich immer. Aber natürlich sind 45 Punkte Vorsprung doch schon so viel, dass ich mir bei sehr riskanten Situationen sicher zwei mal überlegen werde, ob es sinnvoll ist. Trotzdem muss ich alles geben, um so weit vorne zu landen wie möglich. Gewonnen ist noch nichts. Wichtig ist für mich, immer auf das Podest zu kommen und keinen Ausfall zu haben. Das ist entscheidend. Kevin muss jetzt theoretisch alles gewinnen. Ist ihm absolut zu zutrauen. Damit haftet aber ein riesen Druck auf ihm.