Adrian Gredore: „Solange es theoretisch möglich ist, gibt man nicht auf!“
Adrian, noch 2 Rennen zu fahren und du liegst 31 Zähler zurück. Ist die Weltmeisterschaft schon gelaufen?
Adrian Gredore: Die Chancen stehen zumindest für Ralf deutlich besser. Er muss eigentlich nur noch die beiden letzten Rennen zu Ende fahren. Ohne eines technischen Problems seinerseits ist wohl nichts mehr zu machen, was erstens unwahrscheinlich ist und zweitens ich ihm nicht wünsche. Deshalb stehen meine Chancen sehr schlecht, dass ich da noch ran komme. Trotzdem: solange es theoretisch möglich ist, gibt man nicht auf!
Wie geht man jetzt das Rennen in Interlagos an? Ralf könnte mit einem Sieg dort Weltmeister werden. Wird nochmal richtig ausgepackt oder heisst es jetzt schon auf das nächste Jahr konzentrieren?
Adrian Gredore: Ich muss schon zugeben, dass sich meine Motivation nicht auf dem Höhepunkt befindet. Besonders das Training leidet darunter. Es sind einerseits private Gründe, andererseits auch der WM-Stand. Die Motivation ist natürlich größer, je besser die Chancen stehen. Auch wenn mich das alles nicht davon abhalten wird, im Quali und im Rennen alles zu geben. Nur das Training leidet darunter.
Die Team-WM ist euch so gut wie sicher. Das Zusammenspiel mit Kai Engelsiepen scheint immer noch wunderbar zu funktionieren. Können wir erwarten das ihr auch nächstes Jahr zusammen fahrt?
Adrian Gredore: Davon könnt ihr ganz stark ausgehen. Wir harmonieren als Team so gut zusammen, dass sich ein Wechsel aus meiner Sicht nicht lohnen würde. Wir trainieren immer zusammen, probieren zusammen Dinge aus, die man alleine vielleicht gar nicht testen kann, pushen uns in den Trainings gegenseitig und verstehen uns auch privat ausgezeichnet. Ich glaube auch, dass Kai Engelsiepen es ähnlich sieht. Wir haben uns gegenseitig einiges zu verdanken. Ich weiß nicht, ob der WM-Titel im letzten Jahr ohne ihn möglich gewesen wäre.
Auf der anderen Seite konnte ich ihm hoffentlich mit meinem leichten Simracing-Erfahrungsvorsprung ein wenig helfen. Wenn man sich dazu noch die Entwicklung von Kai Engelsiepen ansieht, der mittlerweile um Siege mitkämpft, dann kann ich mir momentan keinen besseren Teamkollegen vorstellen.
Es war ein aufregendes Jahr bisher mit vielen Spektakulären Manövern. Gibt es Situationen oder Momente die bei dir besonders hängen geblieben sind?
Adrian Gredore: Natürlich der technische Ausfall in Singapur. Zu diesem Zeitpunkt führte ich das Rennen vor meinem Teamkollegen an und Ralf hatte seinen Frontflügel durch einen Mauerkontakt verloren. Die 25 Punkte waren fast sicher, dann gab jedoch meine Leitung den Geist auf. Es hatte nicht nur negative Folgen auf den WM-Punktestand. Auch meine darauffolgende Leistung hat darunter gelitten. Es war ein schwerer Schlag, von dem ich mich nicht so richtig erholt habe. Danach war es eine ganz andere WM für mich. Ich konnte nicht mehr die letzten Prozente aus mir herausholen, um den Vorsprung von Ralf einzuholen. Punktemäßig war es nicht unbedingt der Hauptgrund, wenn Ralf die WM gewinnt. Aber für mich persönlich war es schon ein Knackpunkt.
Um zu positiveren Dingen zu kommen: das Rennen ist mir auch aus einem anderen Grund in Erinnerung geblieben. Kai Engelsiepen konnte sich seinen ersten Sieg sichern. Eines der Highlights für Force India diese Saison.
Eine andere Situation war Barcelona. Ich führte das Rennen an, es sah relativ sicher aus. Doch dann kam Mario Müller plötzlich von hinten angefahren. Anschließend haben wir die letzten 10-15 Runden des Rennens gefightet. Es waren sehr schöne, enge, harte und trotzdem faire Fights und am Ende kam ich ein paar hunderstel vor ihm ins Ziel an. Sowas vergisst man nicht.
Ansonsten war auch Suzuka ein sehr interessantes Rennen. Ralf war hinter mir einen Tick schneller als ich. Er versuchte es immer wieder mit guten Attacken. Ich konnte mich aber immer wehren, was enorm viel Spaß gemacht hat. Bis zu seinem Manöver in der ersten Kurve, welches man wirklich loben muss. Mit solchen klasse Fahrern macht es einfach sehr viel Spaß zu fighten, weil keiner keinem etwas schenkt und man sich trotzdem respektiert und immer den nötigen Platz lässt. Ich freue mich auf gute Fights in den verbleibenden zwei Rennen.