Steffen Kreuter: „Ich freue mich Teil dieser Liga zu sein!“
Steffen, Belgien ist aus deiner Sicht bombastisch gelaufen. Wie überrascht warst du selber über deinen 2. Platz?
Steffen Kreuter: Natürlich wusste ich schon aus den Hot Laps, dass ich auf eine Runde gesehen unter den ersten fünf mitfahren kann, allerdings konnte ich mir ein solches Ergebnis nur erträumen. Mein Problem liegt vor allem in den Long-Runs. Es ist für mich noch unglaublich schwer eine Renndistanz mit nur wenigen Fehlern zu bestreiten. Insofern ist der 2. Platz im Rennen für mich eine riesige Überraschung. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich im Rennen an meinen Gegnern vorbeiziehen kann, weil meine Pace mit vollem Tank in den Trainingssessions nicht wirklich überzeugend war. Ich trainiere viel und bin entsprechend aufgeregt im Qualifying und im Rennen, was zusätzlich zu Fehlern führen kann. Ich freue mich deshalb einfach riesig über dieses Ergebnis und die Tatsache dem Druck Stand gehalten zu haben.
Du hast dir in den ersten Runden ein spannendes Duell mit Ralf Bohnert geliefert. Wie war dass so mit einem Weltmeister zu fighten?
Steffen Kreuter: Es hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich sehr aufgeregt war und zu dem Zeitpunkt nur sehr langsame Rundenzeiten zu Stande gebracht habe. Ich wusste, als ich nach dem Start neben ihm war, dass ich ihn in der ersten Kurve überholen könnte und ich wusste, dass so lange ich vor ihm bleiben kann, es für alle Anderen schwer werden wird. Ich habe im Vorfeld oft den Start geübt, nachdem ich in Hockenheim aufgrund eines mittelmäßigen Starts in der ersten Kurve von hinten abgeräumt wurde. In den ersten Runden, in denen ich mich vor Ralf Bohnert halten konnte, habe ich mich hauptsächlich darauf konzentriert fair zu fahren. Ich denke, man hat auf der Strecke gesehen, dass ich gnadenlos unterlegen war und Ralf sich die nötige Zeit gelassen hat, um kein Risiko einzugehen. Er kannte mich ja auch aus dem direkten Duell noch nicht.
In Hockenheim war deine Leistung nicht annähernd so erfolgreich, wie erklärst du dir diesen Leistungssprung zwischen Deutschland und Belgien?
Steffen Kreuter: Vor Spa hatte ich lange Zeit um zu trainieren und mein Setup zu verbessern. Ich hab mein Setup die letzte Woche vor dem Rennen nicht mehr verändert, um mich daran zu gewöhnen. In Hockenheim war das anders. Ich habe zwar auch schnelle Runden fahren können, aber im vollen Auto habe ich mich einfach nicht wohlgefühlt. Ich hatte mit vollem Auto heftiges Übersteuern und konnte dies bis zum Rennen nicht abschalten. Man könnte aber auch sagen, dass ich etwas konstanter geworden bin. Meine „nur“ 2 Dreher sind eine große Steigerung gegenüber Hockenheim. Zudem hatte ich einfach das nötige Glück, dass durch keinen meiner Dreher irgendwelche Schäden entstanden sind und ich keine weiteren Fehler gemacht habe.
Da du mitten in der Saison eingestiegen bist, hängst du Punkte mäßig etwas hinterher, was denkst du kannst du in dieser Saison noch erreichen?
Steffen Kreuter: Das ist schwierig zu sagen. Ich bin der Meinung, dass ich mit viel Glück ein Rennen gewinnen kann und mit Pech vielleicht gar nicht mehr in die Punkte fahre in dieser Saison. Ich bin einfach noch nicht konstant genug, um mir als Ziel setzen zu können, dauerhaft vorne mitzufahren. Mein Ziel ist es für diese Saison auf mich aufmerksam zu machen, um mir für die nächste Saison zusätzliche Möglichkeiten zu schaffen, damit ich im WM- Kampf mitmischen kann. Ich halte mir alle Optionen offen.
Du bist nun schon einige Wochen dabei, wie ist dein bisheriger Eindruck von der Liga?
Steffen Kreuter: Es ist eine unglaubliche Leistung, welche Arbeit hier geleistet wird. Wir haben 2 Kommentatoren, einen eigenen Stream und nur einen Admin, der sich mit vollem Herzblut und viel Arbeitsaufwand der Liga widmet. Es ist absolut professionell hier und die Fahrer sind auf einem sehr hohen Niveau. Hervorzuheben ist natürlich auch noch die gegenseitige Hilfe auf und außerhalb der Strecke. Ich wurde sanft in die Liga eingeführt und es gab bisher immer jemand, der sich meinen Problemen angenommen hat. Sei es Setup, der Client oder mein Lenkrad. Ich finde das ist etwas, was man in der heutigen Zeit wirklich nur selten findet und diese Liga einzigartig macht. Daher mein Kompliment an die Kommentatoren, an alle Fahrer und Ralf im Besonderen. Einziger Kritikpunkt, den ich bisher ausmachen konnte, waren unsere unpünktlichen Rennstarts, bzw. der Ausfall von Q2 in Spa. Ich bin mir allerdings sicher, dass das in den nächsten Rennen abgestellt wird.
Monza liegt vor der Haustür, was sind deine Ziele für dieses Rennen und gehört die Strecke zu deinem Favoritenkreis?
Steffen Kreuter: Monza ist eine Traditionsstrecke und zugleich die Schnellste im ganzen Jahr. Auf keiner anderen Strecke wird mit so wenig Abtrieb gefahren wie hier. Ich persönlich mag Monza ähnlich wie den Großen Preis von Kanada. Persönlich mag ich aber dennoch eher die Strecken mit vielen Kurven, so wie Hockenheim, Nürburgring, aber auch Melbourne. Aber man weiß ja nie: Spa mochte ich nicht wirklich und wurde 2.
Du hast die Liga ja schon vor deinem Eintritt verfolgt, wer ist für dich der Favorit auf den Titel? Spieler oder Bohnert?
Steffen Kreuter: Wenn man sich die bisherigen Resultate anschaut, könnte man meinen, dass die Entscheidung eigentlich schon gefallen ist. Da Thomas allerdings in Hockenheim ausgefallen ist und in Spa aufgrund von Problemen geplagt nur 8. werden konnte, ist es noch einmal spannend geworden. Ich denke, dass Thomas auf der Strecke an einem guten Tag fast unschlagbar ist. Da Ralf allerdings in den letzten 2 Rennen immens Punkte aufholen konnte, wird Thomas unverhofft zum Gejagten. Es wird sich zeigen, wie er damit klar kommt. Ich bin der Meinung, dass Thomas, wenn keine weiteren Probleme dazukommen, in dieser Saison kaum zu schlagen sein wird. Wenn er allerdings Fehler macht, wird Ralf das mit Sicherheit gnadenlos ausnutzen. So lange einer der beiden fehlerfrei ins Ziel kommt, kann niemand anderes ein Rennen gewinnen, denn die beiden fahren in einer anderen Welt. In der Zusammenfassung sage ich: kleiner Vorteil für Thomas Spieler.
Dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche viel Erfolg für Monza.
Steffen Kreuter: Dankeschön dafür. Und auch nochmal Danke für die Möglichkeit ein Interview geben zu dürfen. Der Aufwand, der hier in der Liga betrieben wird, um Zuschauer und Fahrer zu unterhalten ist schier unglaublich. Ich freue mich Teil dieser Liga zu sein.