Ralf Bohnert: „Von Rennen zu Rennen werde ich stärker!“

Ralf, es fällt uns sehr schwer auszudrücken was da am Freitag genau passiert ist, ich denke wir alle sind immer noch etwas baff über diesen Schlusspunkt. Wie ist deine Gefühlslage jetzt, ein paar Tage nach dem Rennen?
Ralf Bohnert: Innerlich bin ich immer noch so angefressen wie am Freitag. Wenn ein Rennen bei mir so endet, oder ähnlich, dauert es immer eine Weile bis ich das verdaut habe. Wenn ich in der WM zu Thomas aufschließen kann, oder wieder in Reichweite komme, dann kann ich das denke ich abhaken.

Du bist in Melbourne eigentlich ein tolles Rennen gefahren, warst im 1. Stint zwar nicht schneller als Thomas Spieler, aber den Fehler hat er und nicht du gemacht. Was ging dir durch den Kopf als du gesehen hast, dass Thomas sich wieder einmal gedreht hatte?

Ralf Bohnert: Eigentlich nur: „Bloß konzentriert bleiben und keinen Fehler machen“. Ich wollte einfach wieder zu meiner Form finden. Das habe ich und darüber bin ich sehr glücklich. Auch wenn das Rennen nicht gut ausging. Ich bin mit meiner Leistung vollkommen zufrieden.

Im 2. Stint warst du dann deutlich schneller als Spieler und darüber sicherlich auch etwas überrascht. Ab welchem Zeitpunkt hast du dann gemerkt, dass Thomas den Taktik Fuchs hat spielen lassen und auf den Harten Reifen unterwegs war und wie geht man als Verfolger dann mit dieser schlechteren Ausgangsposition um?

Ralf Bohnert: Das war schwierig. Als ich meinen zweiten Stopp erledigt hatte bin ich schon nicht mehr 100% am Limit gefahren. Ich dachte er muss noch einmal rein und solange ich den Abstand halten kann, läuft alles für mich. Erst als er dann 17-18 Runden auf der Strecke war dämmerte es mir.

Dann war es natürlich nicht ganz einfach den Schalter wieder umzulegen und zu pushen. Und von Runde zu Runde wurde mir klarer wie sehr ich wirklich pushen musste um überhaupt noch ranzukommen. Ich hab mich auf einem absolut schmalen Grat bewegt, immer kurz vor einem Abflug. Aber nur so konnte es gehen und es hat sich ausgezahlt. Keine Fehler und in der vorletzten Runde war ich dran. Den Rest kennt man ja.

Du hast dann wie du sagtest, im Eiltempo aufschließen können und warst 2 Runden vor Schluss dann schon an Thomas dran. Bis zu diesem einen tragischen Moment, als ihr die Ascari passiert habt. Beschreibe uns doch die Situation nochmal aus deiner Sicht.

Ralf Bohnert: Ich war vor der Ascari direkt im Windschatten, habe auch gleich einen ersten Überholversuch gestartet, bei dem ich aber noch nicht alles riskierte. Ich wusste ja, dass Thomas mehr oder weniger mit stumpfen Waffen kämpfen musste. In der Ascari war ich dann direkt in seinem Getriebe. Nach der Kurve wich er Christian aus. Ich habe ihn leider erst in dem Moment gesehen als es schon krachte. Ich hatte keine Chance noch zu reagieren, wie es mir beispielsweise in Ungarn bei Gert Wickom noch einigermaßen gelingen konnte.

Hast du dann nach dem Grand Prix noch einmal mit Christian Wickom gesprochen oder bist du ihm nach dieser Szene aus dem Weg gegangen?

Ralf Bohnert: Ich bin nach dem Rennen sofort ins Replay und habe mir die Situation 2-3 Mal angeschaut. Danach habe ich ihn spüren lassen wie es in mir tobte. Ich habe glaube ich etwas mit der Stimmlage übertrieben, wofür ich mich auch am selben Abend noch bei ihm entschuldigte. Das ist normalerweise nicht meine Art.
Ich habe ihm aber gesagt, dass ich davon erst Mal nichts hören möchte. Ich muss das selbst erst Mal verdauen. Und das versteht er denke ich auch.

Es ist schon etwas kurios, du warst in allen 3 Rennen bisher sehr schnell und trotzdem sind die Ergebnisse nicht gerade die Besten gewesen. Was definitiv auch an vielen Zwischenfällen lag. Wie zufrieden bist du nun mit diesem Saisonstart?

Ralf Bohnert: Also generell bin ich zufrieden. Ich bin in Japan auf Pole und dann aufs Podium gefahren, obwohl ich nicht dachte, dass ich mithalten kann. Ich habe heute noch so meine Probleme mit dem Setup.
In Ungarn ging es mir genauso. Letztlich gegen einen Thomas Spieler ein super Ergebnis. Und auch in Melbourne wäre ich sehr zufrieden gewesen, selbst wenn Thomas die Runde noch vorne geblieben wäre. Ich weiß, ich kann ihn schlagen. Und das werde ich auch noch tun. Er will es ja auch!!! (lacht)

Ansonsten bin ich auch mit der eigenen fahrerischen Leistung recht zufrieden. Die Dreher sind bei mir in den ersten Rennen eigentlich nichts Neues. Wie innerhalb eines Rennens, ist es auch in der Saison so: Von Rennen zu Rennen werde ich stärker.
Aber mit dem Punktestand kann ich natürlich nicht zufrieden sein. 32 Punkte Rückstand auf einen solchen Top-Fahrer. Da bleibt einem schon Mal die Spucke weg. Aber wer die letzte Saison beobachtet hat weiß, dass es da ähnlich lief. Kleine Fehler zu Beginn, gefolgt von einem nicht zu kleinen Rückstand. Und am Ende habe ich es noch geschafft, weil ich nicht aufgegeben habe und tat was nötig war. Das werde ich wieder versuchen.

Du gehst jetzt mit diesen 32 Punkten Rückstand auf Thomas Spieler ins nächste Rennen. Somit nimmst du jetzt ja die Außenseiterrolle ein. Ist dir die Position des Jägers lieber oder wäre es doch angenehmer und pushender gejagt zu werden? Wird der Druck für dich nun geringer oder größer?

Ralf Bohnert: Sowohl als auch. Schlecht ist – ich weiß, dass bei mir nun nichts größeres mehr schief gehen darf. Gut ist – ich habe nichts zu verlieren. Ich kann mir jetzt die Seele aus dem Leib fahren und jedes Rennen mit dem Ziel angehen: Thomas zu zeigen dass ich nicht aufgebe.
Letztlich lag mir die Jäger-Rolle wie oben beschrieben ja schon letzte Saison. Diese Erfahrung versuche ich mir zu Nutzen zu machen. Und wenn ich es schaffe den Rückstand zu verringern, geht der Druck zu Herrn Spieler über! (lacht)

Was rechnest du dir in Sepang aus? In den Trainingszeiten sieht man Spieler schon wieder sehr dominant gegenüber den anderen Fahrern. Denkst du er ist für dich in Malaysia auf der Strecke schlagbar?

Ralf Bohnert: Malaysia ist nicht gerade meine Lieblingsstrecke. Seine schon. Deswegen wird es schwer werden. Auch die kurze Zeit bis zum Rennen spielt eher ihm in die Karten.
Schlagbar ist er aber generell. Jedoch nur sehr schwer. Trotzdem, ich werde versuchen ihm ordentlich einzuheizen. Zu verlieren hab ich nichts mehr.

Es wurden nach der Einführung des rfScans Stimmen laut, man habe die Software zu kurzfristig und zu einem ungünstigen Zeitpunkt in der Liga untergebracht. Für Leute die dadurch technische Probleme bekamen, sei die Zeit zum Rennen zu gering gewesen. Was sagst du zu dieser Meinung als, im Prinzip Chef-Admin?

Ralf Bohnert: Wie schon öffentlich gesagt: Es war nicht unsere Sternstunde mit dem Zeitpunkt der Einführung. Aber wie ebenfalls gesagt: Wir sind auch nur Menschen und machen Fehler. Nun war es eben so und man kann es nicht ändern, aber ich verstehe wenn die Leute nicht begeistert waren.

Als Admin hast du natürlich auch mit dafür gesorgt, dass die Liga sich seit 2011 mit einem eigenen Stream präsentieren kann. Seither war die Qualität der Übertragungen in sämtlichen Bereichen jedoch sehr durchwachsen. Durch deine Mithilfe hat der 1. Kommentator Brian van de Klaes nun seit 2 Rennen einen neuen und dauerhaften Kollegen an seiner Seite. Wie zufrieden bist du bisher mit dem Stream in dieser Saison und wie ist deine bisherige Meinung speziell zu Neu-Kommentator Julian Kopp?

Ralf Bohnert: Ich bin rundum glücklich. Wirklich! Ich sehe mir selbst jedes Rennen mit Genuss an. Fieber mit, obwohl ich weiß wie es ausgeht. Selbst das Rennen in Melbourne, das mir schwer im Magen liegt, musste ich mir angucken um keinen Stream zu verpassen. Und die Stimmen von den anderen Fahrern und von ganz außen sind wohl ähnlich.
Brian hat schon immer einen super Job gemacht. Bis auf Dustin Dini, den ich aus der vergangen Saison auch noch positiv hervorheben möchte, waren die Leistungen teilweise wirklich durchwachsen. Ich bin vor allem auch für Brian froh, dass er nun einen ordentlichen Kommentator an seiner Seite hat.
Julian ist schon der Wahnsinn. Sein Einsatz in der Liga erinnert mich an mich als ich hier neu war. Alles so gut wie möglich machen. Keine Arbeit ist zuviel um etwas zu verbessern. Wirklich ganz Großes Kino. Von Beiden!
Ich hoffe Brian und Julian werden das noch ewig machen. Das meine ich Ernst. Vielen Dank dafür!

Dann bedanke ich mich für deine Zeit und wünsche dir viel Erfolg für die Vorbereitung auf Sepang!

Ralf Bohnert: Ich habe zu danken.