7. Rennen in Valencia: In dem wohl verrücktesten Rennen gewinnt Mario Müller

Thomas Spieler sicherte sich mit einem großen Vorsprung von einer halben Sekunde die Poleposition. Der WM-Führende Adrian Gredore konnte sich in seiner letzten Runde noch vor Mario Müller qualifizieren. Somit waren die Siegesanwärter für viele festgelegt. Spieler hatte den mit Abstand besten Speed in Valencia, Gredore ist bis jetzt am konstantesten vorne mit dabei und Müllers Formkurve tendiert stark nach oben. Im Interview wurden Gredores Starts gelobt und gefürchtet. Er selber war davon überzeugt, dass es nicht mehr so einfach wird, nach der ersten Kurve gleich auf P1 zu fahren. Doch er konnte sich nach den ersten paar Metern schon neben Thomas setzen. Dieser wollte wohl unbedingt mithalten und drehte sich bei diesem Versuch am Start und fiel weit zurück.Gredore konnte vorne seine Pace gehen und fuhr ein paar Sekunden davon. Begünstigt von einigen Zweikämpfen um P2 zwischen Mario Müller, Ralf Bohnert und Brian Klaes. Was man zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Mario war auf einer ein-Stopp-Strategie unterwegs und hatte zu diesem Zeitpunkt harte Reifen. Trotzdem hielt er mit den weich-bereiften Autos gut mit. Als die Weichen dann nachließen, konnte er sich von dieser Gruppe lösen und bis zu Gredores Boxenstopp die Lücke auf ihn auf eine Sekunde verkleinern.Thomas Spieler pflügte derweil durchs Feld. Sicher mit Wut im Bauch nach seinem Dreher am Start. Man hörte auch von verschiedenen Seiten, dass er etwas Hart bei den Zweikämpfen war. Da die Überholvorgänge innerhalb der Regeln waren, gab es auch keine Proteste. Seine Rundenzeiten waren beeindruckend. Er fuhr deutlich früher in die Box als Gredore. Da er auf Weich-Weich-Hart unterwegs war, konnte er den letzten Stint länger fahren und musste die Weichen nicht bis zum Schluss fahren, wo sie irgendwann einbrachen. Spieler konnte die Lücke dann nach der Hälfte des Rennens schließen und es kam zum Zweikampf des erst- und zweitplatzierten in der Weltmeisterschaft. Die Überholvorgänge bis hier hin gingen für den Sauber Piloten sehr schnell. Bei Gredore musste er sich ca. 3 Runden lang die Zähne ausbeißen. Dabei haben wir einige schöne Fights gesehen. Beim letzten Angriff drängte er Gredore leicht nach außen und das war der Vorteil, den er benötigte, um an ihm vorbei zu kommen. Nachdem die letzten Stopps absolviert waren, hatten wir folgende Situation: auf dem ersten Platz war Mario Müller mit harten Reifen unterwegs. Eine Sekunde dahinter war Thomas Spieler, ebenfalls auf Hart. Gredore, der auch nur noch etwas mehr als eine Sekunde hinter dem Spieler war, war der einzige weich bereifte Fahrer da vorne. Somit hatte er 6 Runden vor Ende vielleicht sogar die besten Chancen. Wobei ihm nicht viel Zeit verblieb, um an beiden Fahrern vorbeizukommen, da die Weichen Reifen in den letzten 2-3 Runden einbrachen. Aber es sollte ja eh ganz anders kommen. Plötzlich ging es ganz schnell. Mario Müller wurde ganz langsam und auch Spieler verbremste sich ganz kurios in der ersten Kurve. Adrian Gredore war somit überraschend ohne Überholvorgang erster. Doch auch er wurde dann sehr langsam. Bis zu 10 Sekunden verloren alle Fahrer aus dem Feld auf ihre vorherigen Zeiten. Die Zuschauer waren verwirrt. Am Ende stellte sich heraus, dass bei allen Fahrern 4-6 Runden vor Schluss eine der vorderen Bremsen hoch ging. Nur Preetam Streeter und Sören Eisenschmidt hatten keine Probleme zu beklagen. Die meisten Fuhren so weiter. So auch unser Trio, dass jetzt mit kaputten Bremsen um den Sieg kämpft.Mario Müller fuhr Überraschendeweise in die Box und holte sich neue Reifen. So kurz vor dem Schluss sah es als Fehlentscheidung aus, auch wenn man in Valencia nur 13-15 Sekunden beim Stopp verliert. Unterdessen hat sich vorn Spieler den Gredore geschnappt, der besonders in der ersten Kurve starke Probleme beim anbremsen hatte. Zwei Dreher machten es der Konkurrenz einfach, an Adrian vorbei zu ziehen. Überraschenderweise war der Mario Müller sehr schnell an den beiden dran. Bei kaputten Bremsen scheinen frische Reifen einen größeren Vorteil zu bringen als im Normalfall. Denn in der letzten Runde schnappte sich Mario mit einem Waghalsigen, aber sauberen und für die Zuschauer großartigen Manöver Thomas Spieler und gewann somit das Rennen. Eine Taktische Meisterleistung von Müller mit dem Boxenstopp, auch wenn er zugab, dass er mit dieser Taktik eher seinen dritten Platz festigen wollte. Gredore versuchte nach diesem Chaos die Zuschauer im Interview aufzuklären. Seine Theorie: In den Testrennen werden 15 Runden gefahren. Im Normalfall berechnet er das von der vollen Distanz so runter, dass es bei den Bremsen kaum einen Unterschied macht, wie viele Runden man einstellt. Sprich, wenn sie während dem 15 Runden Rennen nicht kaputt gehen, passiert dies auch nicht bei der vollen Distanz. In Valencia war es dann wohl doch anders. Da es fast alle erwischt hat, scheint es wirklich überraschend gewesen zu sein und kein Fehler ein paar weniger Fahrer. Spieler konnte mit seinem zweiten Platz 3 Punkte auf Gredore gut machen, der am Ende eine Sekunde hinter Spieler ins Ziel kam. Es sind jedoch ein paar Gerüchte im Umlauf, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Die Analyse des Rennens hat ergeben, dass Thomas Spieler innerhalb von sechs Runden sechs Mal abgekürzt hat. Zu gute muss man ihm halten, dass dies alles während des Bremsendeffekts passierte. Andererseits schafften es auch anderen Fahrer sauber durchzufahren. Wie wir nun hörten wollen die Rennkommissare, obwohl keine Proteste Eingegangen sind, in dieser Sache ermitteln. Das Recht dazu haben sie. Ob das ganze der Wahrheit entspricht und wenn ja, es in einer Strafe endet, müssen wir dem Fahrergewerkschaftler Treffen am Donnerstag abwarten.Da wir bei diesem komplexen Rennen über jeden Fahrer einen eigenen Rennbericht schreiben könnten, konzentrierten wir uns auf das Spitzentrio. Doch wir wollen die restlichen Fahrer nicht unerwähnt lassen. Ralf Bohnert hatte sogar schon vor den Bremsendeffekten ein absolutes Chaos Rennen. Technische Schwierigkeiten haben ihm immer wieder das Leben schwer gemacht. Am Ende muss er mit dem vierten Platz zufrieden sein, da er nicht zu viel auf Gredore verloren hat. Kai Engelsiepen machte ein gutes Rennen und kann nach Kanada und Valencia zum ersten Mal in dieser Saison zwei Top5 Platzierungen hintereinander erzielen. Nach einem schlechten Saisonstart scheint er sich zu stabilisieren. Oliver Reich wird mit P6 sicher sehr zufrieden sein. Natürlich auch durch Ausfälle begünstigt, fuhr er trotzdem ein ordentliches Rennen und fährt seine beste Position 2011 ein. Sören Eisenschmidt ist wohl der heimliche Nutznießer der ganzen Sache. Nach 7 Ausfällen konnte er in seinem zweiten Rennen gleich 6 Punkte holen. Mit P7 hat er das Machbare zwar schon äußerst weit gedehnt. Am Ende muss man aber auch sagen, dass wenn solch erfahrene Fahrer Ausfallen, man als Rookie sich die Punkte verdient hat, wenn man durchfährt. Darauf kann man aufbauen. Auch Preetam Streeter holt seine ersten Punkte und das gleich 4 an der Zahl. Nach den vielen Runden die er immer trainiert, gönnen alle ihm die Punkte und freuen sich mit ihm. Christian Boll und Andreas Schulz fielen beide mit Bremsendeffekten nach 34 von 43 Runden aus. Da sie aber den benötigten Prozentsatz an der Gesamtrundenzahl haben, bekommen sie die letzten Punkte für Platz neun und zehn. Die letzten Fahrer, die allesamt während des Rennens ausfielen, sind Brian Klaes, Stefano Papia, Edgar Ostermann, Friedrich Schön und Andreas Frommherz. Am 22. Juli geht es weiter auf dem Nürburgring. Live zu sehen auf Simrace.TV.